Ja... nun auch wieder zuhause angekommen, frisch geduscht, die neue WARLORD umschmeichelt lieblich die Ohren, vor mir steht die zweite Tegernseer Halbe des Tages, und mit Hilfe dieser versuche ich nun, das in den letzten zwei Tagen erlebte zu rekapitulieren.
Los ging es kurz nach halb Neun am Freitag am S-Bahnhof Eching (nördlich München), wo ich einige Mitstreiter abholte. Das Wetter war gelinde gesagt scheisse, es hat geschüttelt wie aus Kübeln, was keine guten Vorzeichen waren und uns Schlimmes für die kommenden zwei Tage vorahnen ließ. Nach ungefähr Ingolstadt ließ der Regen dann Halford sei dank nach und es sollte auch den Rest des Tages trocken bleiben. Glück gehabt! Während der Fahrt wurde zunächst die Leidensfähigkeit der Insassen mit Musik von SIGH und den japanischen SABBAT auf die Probe gestellt, bevor dann zwecks Einstimmung auf die Festivität zunächst das ATTIC-Album sowie MIDNIGHT und (eine schöne rumpelige Live-Scheibe von) POSSESSED den Weg ins Abspielgerät fanden.
Kurz vor Lauda-K. traf man dann auf einem Pinkelparkplatz auch den anderen Teil der aus 2 Autos bestehenden Reisegruppe, der unter anderem der Herr Siebi und der Herr Southern Man angehörten. Gemeinsam wurde dann der Weg zum Ziel angesteuert und nach kurzer Inaugenscheinnahme der Platzverhältnisse ein geeignetes Plätzchen zum Zelten ausgewählt. Gegen 11:30 waren wir also endlich da, ein paar Biere wurden geöffnet und ein paar Zelte fachgerecht aufgestellt, wofür man BORROWED TIME sausen lassen musste.
Ungefähr zur zweiten Hälfte des Sets von ELIMINATOR enterten wir dann die Halle. Der urbritische "NWOBHM"-Metal der (ähm) Briten wusste durchaus zu gefallen, wenngleich die totale Begeisterung bei mir ausblieb, was ich auch so auf die EP übertragen kann. Der Klassenunterschied zu DARK FOREST, die derzeit in diesem Fach nunmal Referenz sind, ist offensichtlich.
Danach gab es in Form von AIR RAID ne schöne Speed/Power Metal Keule, ganz so wie sich das gehört. Unglaublich hungrige und spielfreudige Band ist das. Das hat ordentlich Spaß gemacht, Publikum wie Band. Sehr fein.
Die erste Überraschung des Tages waren für mich HIGH SPIRITS! Das Studiomaterial find ich ja schon unglaublich seicht und langweilig, aber in der Live-Situation verhält sich das schon ganz anders. Das macht alles Sinn, das sind gute Songs, die mit ordentlich Druck versehen und mit Energie und einer gesunden Grundhärte (die den Studioproduktionen einfach abgeht) dargeboten wurden. Sehr mitreißender Auftritt. Jetzt bitte die zukünftigen Studioaufnahmen GENAU SO eintrümmern, dann könnt ihr mich auch zu Eurem Käuferkreis zählen, liebe HIGH SPIRITS!
Und nun (vorerst) Schluss mit traditionellem Metal, jetzt gibt es erstmal Geknüppel! Und zwar in Form der Amis von MORBID SAINT, die mit ihrem Extrem-Thrash ordentlich regieren. Leider war der Gitarrensound nicht ganz so prägnant wie ich es mir gewünscht hätte, dafür hat die Rhythmus-Sektion mal eben ALLES weggeballert. Sehr einnehmend, das. Highlights waren "Damien" und "The Assassin". Brutaler Scheiss, Geholze nach Maß! Wumms!
QUARTZ fiel dann einer "Bier trinken und g'scheid daherred'n"-Pause vor dem Zeltplatz zum Opfer, schade eigentlich, denn den zumeist positiven Berichten zufolge hab ich es im Nachgang schon ein wenig bereut, nicht hingegangen zu sein. Naja, hinterher ist man immer schlauer!
HOLOCAUST dann zu etwa 3/4 gesehen, und irgendwie hab ich da mehr erwartet. Liegt es daran, dass ich mich (bitte nicht hauen!) immer noch nicht mit dem Material der Briten auseinander gesetzt hab? Keine Ahnung. Die letzten 3 oder 4 Songs aber fand ich es richtig gut, vor allem wie intensiv war denn bitteschön mal der letzte Song? Das war herrlich. Und wie heißt das Lied?
Bei MEDIEVAL STEEL nicht viel erwartet, aber doch überraschenderweise einiges bekommen. Zwar keine Superdupermegaüber-Show, aber ich habe mich gut unterhalten gefühlt. In der Mitte gab es auch ein schönes, melancholisch-wehmütiges Stück, ganz so wie es mir gefällt. Schön - die Platte kann man ja mal, so sie denn erscheint, ins Auge fassen. Über "Medieval Steel" braucht man nun keine Worte mehr verlieren, die Videos dazu sagen alles.
Jetzad aber wird es Zeit für die beiden Headliner des Abends, zunächst durften die mächtigen LIEGE LORD der Meute zeigen, was man so unter US Metal versteht - eigentlich waren sie ja als Headliner des Freitags vorgesehen, haben jedoch freiwillig den Slot vor POSSESSED gewählt. Gute Entscheidung - aber dazu gleich mehr. Über die Qualitäten der Band braucht man eigentlich nicht viel schreiben, das war einfach nur mächtig was die abgezogen haben. Fast alle Hits gespielt (nur "For The King" hat mir persönlich gefehlt - aber das ist Erbsenzählerei) und ich muss mich jetzt nochmal genauer mit dem "Burn To My Touch"-Album beschäftigen, das ich bisher ein wenig stiefmütterlich behandelt hab.
Als finaler Sargnagel des Abends holzten dann POSSESSED alles in Grund und Boden... LECK! MICH! AM! ARSCH!!!!!!! - war das mächtig!!!! 80 Minuten ultrabrutales Dauergeholze, von denen ich ungefähr 79,83 Minuten abschädelnd verbrachte; als dieses INFERNO!! vorbei war hab ich mich dann nur noch gewundert, dass mein Kopf noch da saß, wo er hingehört. Meine Fresse. Eine Intensität wie sie nicht in Worte zu fassen ist, genau die richtige Mischung aus stumpfem Geholze und Technik. So gut wie die restlichen Bands des Tages auch waren, aber DAS war mein Highlight des Tages! Und ich glaube nicht, dass ich nach einer solchen Show noch, wie ursprünglich angedacht war, für LIEGE LORD aufnahmefähig gewesen wäre, insofern eine gut getroffene Entscheidung.
Nach diesem Massaker hab ich mich ziemlich bald in die Koje begeben, doch an Schlaf war nicht wirklich zu denken, keine Ahnung woran es lag, dass ich einfach nicht einschlafen konnte. Ich weiß nur noch, dass irgendwann aus einem benachbarten Auto die drei Alben von WARLORD zu vernehmen waren, und ich zu "Lost And Lonely Days" aufgewacht bin. Das bedeutet also, dass ich mindestens 4:16 Minuten geschlafen hab. Gefühlt war ich jedoch die ganze Nacht wach und dementsprechend fühlte ich mich dann auch am nächsten Tag, der schon irgendwann gegen 7 Uhr begann. Ein wenig mulmig im Bauch war mir auch. Toll. Nachdem ich dann im Sportlerheim ein Frühstück für Champions zu mir genommen hab (1 Tasse Tee und eine halbe Breze

), hab ich mir dann zusammen mit dem Rest des Haufens auf dem Zeltplatz den Arsch abgefroren, denn seit ungefähr 4 Uhr hat es auch noch zu nieseln angefangen. Pfui Deifi! Bis es dann endlich 12 Uhr wurde und wir endlich wieder in die warme Halle konnten. Vorhang auf für Tag 2!
EVIL INVADERS beschallten die Räumlichkeiten, während ich ein wenig in den Verkaufskisten stöberte. War schon ganz netter Speed Metal, der ordentlich Druck gemacht hat, der Sänger ging mir ein wenig auf die Nüsse, aber egal. Im direkten Vergleich mit AIR RAID (sofern dieser zulässig ist) haben dann doch Letztgenannte die Nase vorn.
Ein Highlight des Tages kam dann, wie eigentlich erwartet, in Form der Ruhrpott-Okkultgeisterbahnlarifaribengels ATTIC, die einen unglaublich tighten und professionellen Auftritt hinlegten. Der Sound 1A, Druck und Wucht ohne Ende, spielerisch over the top. Man merkt zu jeder Sekunde, die Band will es wirklich wissen und ich hoffe, dass die noch so richtig gross werden! Das war ein mordsmäßig geiler Auftritt, die Songs des Debütalbums hauen auch live mächtig rein und auch der Gesang kam live fast exakt wie im Studio. Grandios, mehr fällt mir dazu nicht mehr ein! Alles Gute ATTIC!!!
TORANAGA hab ich dann ungefähr zur Hälfte gesehen, während ich mich an der ewig langen Schlage am Essensstand angestellt hab, da sich mein Magen nun endlich entschieden hatte, dass es ihm nun doch nicht schlecht geht und er doch nur Nahrung haben möchte. Während ich also nun auf meine Schnitzelsemmel wartete, dümpelte der Durchschnitts-Thrash der Engländer ziemlich eindruckslos an mir vorbei. Hm...
Next band... muahahaha! MIDNIGHT!!! Unglaublich herrlich, was die veranstaltet haben... Niveaumässig ganz weit unten (also FDU-Niveau

) prügelte sich das asoziale Trio durch einen Strauß bunter Melodien (

). Rohe WARFARE meets VENOM meet MOTÖRHEAD meets Krach. Wunderbar, was für eine Attitüde, ein zelebriertes Mittelfinger-Ritual. Herrlich. Und die danach vernommenen, durch die Bank überaus positiven Meinungen diverser Boardler lassen nur einen (unerwarteten) Schluss zu: Manchmal, wenn auch nur manchmal, da zeigt das Board auch ein wenig Rumpel-Kompetenz. Sehr schön.
OCTOBER 31 musste ich dann zum Großteil im Sitzen genießen, da zu diesem Zeitpunkt meine Akkus auf einem Tiefstand angekommen waren. Schade, denn ich hätte die Band gerne gebührender abgefeiert, denn das was da von der Bühne schallte war durchaus nach meinem Gusto. Irgendwie ist das mal Heavy Metal, mal Thrash, mal totales Geholze. Super. Mit denen muss ich mich auch noch beschäftigen. Und King Fowley ist ein wunderbarer, sympathisch-verrückter Kauz.
LEGEND (UK) fiel einer Wanderung zum Metal-Döner zum Opfer, sodass wir uns dann bei JACK STARR wieder vor der Bühne befanden. Ich suchte allerdings schon nach ein paar Songs das Weite, weil es mich (bis auf das gute "Blaze Of Glory") so gar nicht ansprach. Komischer Sänger auch. So wie mir ging es dann auch vielen anderen, denn der Stuhlkreis vor unserem Zeltplatz füllte sich dann wieder ziemlich rasch.
Von STEEL PROPHET dann die zweite Hälfte gesehen, zunächst war ich mal etwas ratlos, da ich deren Material zuwenig kenne, beim "Bohemian Rhapsody"-Cover brachen dann alle Dämme - was für eine Schau!!! Das kam herrlich. Der Song danach war auch wunderbar intensiv.
ANGEL WITCH hab ich schon im Februar in München gesehen und war begeistert, auf dem KIT hat das britische Trio aber noch einen draufgesetzt, außerdem hatten sie diesmal einen Sound, der diese Bezeichnung auch verdient. Setlist müsste ziemlich identisch mit der in München gewesen sein, soll heißen: der Großteil bestand aus Songs vom Debütalbum + "Baphomet" + "Dr. Phibes" + die 2 neuen Songs "Guillotine" und "Dead Sea Scrolls". Wunderbar intensiver Gig.
Dann kam er nun. Der WARLORD...
Zu Beginn des Sets war ich auch relativ weit vorne (vielleicht 14./15. Reihe), bin dann aber nach ca. 5 Songs weiter nach hinten gegangen, weil mir vorne der Sound nicht ganz gepasst hat. Vielleicht war es Einbildung, vielleicht hat es sich aber auch wirklich gebessert, aber erst als ich weiter hinten war, konnte ich diesen magischen Auftritt in vollem Umfang genießen. Auch der Sänger, der anfangs noch etwas unsicher wirkte und die anfangs gespielten Klassiker ein wenig zu heftig (ergo: unpassend) gesungen hatte, fand sich ziemlich im Verlauf des Auftritts noch gut zurecht und intonierte die Songs ("Lost And Lonely Days"! "Soliloquy"!! "Aliens"!!!!) ziemlich nahe an den Originalaufnahmen. Von den alten Sachen wurde, glaub ich, so ziemlich alles gespielt, dazwischen auch ein paar neue Songs und ein paar Lieder der "Rising Out Of The Ashes". Egal welcher Song gespielt wurde, das sind alles einfach Melodien für die Ewigkeit, einzigartige Songs von einer Klasse wie sie nur selten erreicht wird. Ein Traum und schade, dass es so schnell wieder vorbei war... Unglaublich bewegend und berührend.
Auch an diesem Abend war für mich dann ziemlich schnell Schluss und ich legte mich dann schlafen, was sogar ein bisschen besser klappte als am Abend zuvor. Die belgischen und/oder schwedischen Vollpfosten neben uns gaben auch in dieser Nacht wieder ihr Bestes, damit der Rest des Geländes auch ja nicht zum Einschlafen kam. Irgendwann so gegen 4:30 kam dann einer dieser Knallchargen auf die intelligente Idee, seine Autohupe einer ausgiebigen Tauglichkeitsüberprüfung zu unterziehen. FUCK OFF!!! Dass im Anschluss dann noch völlig schief zu MERCYFUL FATE "gesungen" wurde, was ein Hochgenuss für die Ohren war (

), davon reden wir gar nicht erst...
Als sich die Helden dann im Morgengrauen - als wir uns schon wieder aus unseren Schlafsäcken schälten - schließlich zu Bette begaben, hab ich meinen Karren vorgefahren und die Burschen erstmal mit ERAZOR auf Lautstärke 100 beschallt. Jaja, Strafe muss sein...
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In knapper Kurzform nun nochmal die Highlights:
- AIR RAID
- HIGH SPIRITS
- MORBID SAINT
- LIEGE LORD
- POSSESSED
- ATTIC
- MIDNIGHT
- OCTOBER 31
- ANGEL WITCH
- WARLORD
Sonstiges Erwähnenswertes:
- Der Preis für das Outfit des Wochendes geht an: SIEBI!!!!! Andere Nominierungsvorschläge werden nicht entgegengenommen.
- Viele Boardler, alte wie neue Gesichter, getroffen: Unexpected Guest, rummelgeist, rapanzel, Pavlos, Sgt. Kuntz, Franze, Ghoul, Tillmann (irgendwann schaffen wir es noch, gemeinsam ein Augustiner zu trinken!

), Loomis, Acrylator, Moppes+Frau, Max Savage, Dr. Best, Cromwell, Sturmhexe, holg, Kubi, HMM666, Ohrgasm, Hofi+Elizabeth, Schubert, Sedlmaster, Raf Blutaxt, tik. Es war mir eine Freude und ihr seid alle super sympathische Leute, ich habe die Zeit genossen! Falls ich noch jemanden vergessen habe: Sorry!
- azgatoth! Es gibt ihn wirklich!
