Nun war ich auch seit ein paar Jahren mal wieder auf dem Hammer of Doom und interressanterweise haben mich 2 Bands hingezogen, die scheinbar kaum jemandem gefallen haben. Zum einen hatte ich (auch nach langen Jahren) mal wieder Lust auf Samael und zum zweiten wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, Dark Millennium einmal live zu bewundern.
Daher bin ich am Samstag nachmittags nach Würzburg gereist und habe nach ca. 20 Minuten APOSTLE OF SOLITUDE auch meine guten Kumpels aus Mittelfranken und Mannheim getroffen. Endlich waren wir mal wieder in ordentlicher Zahl vertreten.
APOSTLE OF SOLITUDE fand ich überraschend unterhaltsam, dafür, dass ich die Band nicht kenne. Teilweise walzten einige wirklich mächtige Doomgranaten aus den Boxen, was für einen ordentlichen Einstieg sorgte. Die Band muss ich weiterverfolgen. UNIVERSUM 242 stiegen für mich eher dröge ein, die letzten beiden Lieder waren dann aber durchaus auch schmissig. Aber irgendwie kann ich mit dem Gesang der Dame nicht zu 100% etwas anfangen.
DARK MILLENNIUM dagegen rissen mich von Beginn an mit. Der Sound war im vorderen Hallendrittel enorm gut, vor allem die Gitarren waren bretthart und präzise zu hören. Es macht einfache irre Spaß, derart vielschichtige Musik auch optisch zu verfolgen. Beim Schlagzeuger hatte ich manchmal den Eindruck, dass er alle Hände voll zu tun hat, sich nicht selbst über seinen Fellen zu vergaloppieren, aber irgendwie haben sie es dann doch immer wieder hingebogen. Lustig, drückend, unterhaltsam, eindrucksvoll, ja auch von den Personen her sympathisch. Insgesamt für mich fantastischer Auftritt, auch wenn mir die Band wahnsinnig leid getan hat, dass teils nicht mal Höflichkeitsapplaus zu ernten war.
Ich verstehe sowieso viele Stimmen nicht ganz, die sich für meine Begriffe extrem engstirnig äußern. Abwechslung tut auch einem Doom-Festival gut. Und DARK MILLENNIUM haben in meinen Ohren durchaus Doomqualitäten.
Toll war dann auch der Auftritt von LORD VICAR. Ähnlich wie schon damals bei REVEREND BIZARRE brauchte ich hier einige Zeit, um mich auf die Band einzudoomen. Irgendwie passiert da immer kaum was, aber mit der Zeit gerät der ganze Körper und Geist in Slo-Mo-Bewegung. Ich kann dann irgendwie gar nicht anders als weiterzudoomen. Von mir aus könnte das dann die ganze Nacht so gehen. Wie ein Rausch, phantastisch. Dafür liebe ich solche Bands!
Nach einem obligatorischen China-Essen beim China-Mann um die Ecke standen dann SAMAEL auf dem Programm.
Vorher noch den Rapanzel getroffen und zum ersten Mal kurz miteinander über Dark Millennium, Samael, Fates Warning, KIT usw. geplaudert
. Tja, SAMAEL... ich finde die ersten Scheiben sehr gut bis göttlich. Ich finde es aber wirklich äußerst ungeschickt von der Band, dass sie für diese Ceremony o.O.-Shows nicht tatsächlich das gute alte Drumkit auspacken. Die Songs bekommen so einen verwaschenen und spärlichen Charakter, der diesen Songgranaten die durchschlagende Wucht nimmt. Der geschminkte Clown vermiest dann noch dazu die Optik. Ich habe den Auftritt über weite Strecken zwar auch genossen, aber "Into the Pentagram", dieser wahrlich pechschwarze Hassbatzen ist einfach nur ein weiteres Elektroplüschliedchen geworden... schade. Trotz allem verstehe ich die vielen Anti-Stimmen gegen SAMAEL nicht so ganz. Diese Band kommt doch ursprünglich aus der dunkelsten Ecke des langsamen Verhängnismetalls. Man kann von der aktuellen Präsentation halten was man mag, aber dass ein Auftritt einer Band gut wird, dazu gehören meiner Meinung nach immer 2 Seiten: die Band auf der Bühne und das Publikum davor. Der Kerl der die ganze Zeit in der ersten (!) Reihe mit Daumen-nach-unten-Gesten rumhampelte ging gar nicht. Ist es denn wirklich so blasphemisch, wenn am HOD eine Band mit Elektrosounds aufspielt, dass man nicht mal einen an sich soliden Auftritt würdigen kann? Ich meine, sind SAMAEL denn mittlerweile wirklich so weit weg von "unseren" musikalischen Wurzeln, dass man nicht mal einen anständigen Applaus hinbekommt? Vielleicht... ... na egal, mir hat´s ganz gut gefallen, auch wenn der große Wurf von anderen Bands kam.
Insgesamt bin ich auch nach vielen Jahren immer noch beeindruckt, welche Qualität und welche Überraschungen der Oli und sein Team mit all den Festivals bringt! Danke dafür!
Doomige Herbstgrüße an dieser Stelle auch an Römän/Proghead, Weide, Jimmy, Kalidör, den Schmali und den Rapanzel. Bis demnächst!