von Max Savage » 4. Mai 2015, 14:41
Kopiere ich meinen "Bericht" auch mal noch hier rein, falls es irgendwen interessiert...
Aufblende, Halle im Profil, Tageslicht.
Ach, Turbinenhalle Oberhausen...acht Jahre ist es her, dass ich zuletzt in dir war. Ultima Ratio hieĂź das damals noch. Ich war achtzehn und dumm. Sechsundzwanzig musste ich werden, um zu dir zurĂĽckzukehren. Dumm blieb ich, ach. Ach? Acherontic Arts. Fangen wir an.
Ván hat eine Sause organisiert, die Bands lesen sich nett. Der Parkplatz ist relativ leer, "Schotter" ist lateinisch für "kann man mit drecks Cowboystiefeln nicht drauf laufen." Von draußen wummert mir etwas entgegen, beim Betreten der Halle bestätigen sich meine Befürchtungen, die Lautstärke an diesem Abend ist ziemlich pervers. Ihr könnt euch dieses Scheiss-Motörhead-Gelaber auch gerade an den Hut stecken, wenn die Bassdrum mir Magengrummeln verursacht und man generell nur Bass hört, gefällt mir das nicht, fertig. Doch dazu später mehr.
Aufblende, ein Flur, zwei Treppen, Halblicht
Es ist nicht besonders voll drinnen, seltsame Gestalten tummeln sich, erste Erkenntnis: man trägt wieder Kapuze. Gefühlt jeder zweite Kerl läuft mit Kapuze am Kopf rum, wirkt nicht besonders bedrohlich, Jungs. Kauft euch lieber Baseballschläger.
Man will mein Bargeld partout nicht haben und nötigt mich, Bons zu kaufen. Sind wir hier in Holland? Daumen runter. Die Wurst schmeckt aber ganz gut. Leider habe ich meinen Dolch zum zerkleinern vergessen und beiße mir in den Finger, klassisch den Widerstand des labbrigen Toastbrots falsch berechnet.
3 Bons = 3 Euro fĂĽr ein schales, abgestandenes, nur minimal oben nachgezapftes 0,3er Bier? Dreist. 3 Euro fĂĽr ein Wasser? Dreist. Kein Pfand, gar nichts? Dreist. Es hat noch nicht richtig angefangen, die Laune sinkt.
Werden wir etwas musikalisch, auf DOLCH ( die beiden Klammern () lasse ich extra weg, ha) hatte ich mich dezent gefreut, definitiv eine der interessanteren neuen Bands. Stilistisch schwer zu definieren, Matthias nannte das Ganze "dunkle Seemanns-Shantys". Das trifft es ganz gut, der Gesang der Frontfrau ist beizeiten beinahe hypnotisch, gerade im Wechselspiel mit der Stimme des Gitarristen. Eine komische, aber anders klingende Band, die natürlich Kapuze trägt.
Es gibt eine Raucherbalkon. Ganz dumme Idee. Ganz groĂźartige Idee.
Dachbalkon, Backsteinmauern, helles Tageslicht.
Um Himmels Willen, ich muss nur eine Treppe hochgehen und kann mich unter freiem Himmel sonnen UND rauchen. Seufz, so vergehen die nächsten Stunden entspannt und nikotingeschwängert. Ich entschuldige mich bei Universe 217 (oder so) und Heretic. Aber ihr habt keine Macht gegen Zigaretten und Sonne.
Straße, Dönerbude, Schlange, Tageslicht.
Wegen der dreisten Getränkepreise kaufe ich Bier beim Dönerladen nebenan. Ich komme mir noch dümmer vor als eh schon. Kostet aber nur die Hälfte. Katte erzählt von der anstehenden Tour, einer Heirat, wunderlichen Substanzen und gewissen osteuropäischen Ängsten. Es war schön, mein Freund. Wie immer.
Ich war sehr gespannt auf SULPHUR AEON. Eine Band, mit einem wirklich mal einzigartigen Sound, drückend, waberig und voller Lovecraft. Das Wort "Netzhemd" bekommt bei den Jungs eine völlig neue Bedeutung, Seemanns-Shantys hatte ich schonmal gebracht, wo war ich...eine Wucht. Wie ein Schlag ins Gesicht, irre. Aber wir haben ein Problem. Zu hören ist im Grunde nur der Bass, Gitarren sind kaum auszumachen. Dies sollte leider nur der Anfang sein.
Intermezzo.
Inzwischen ist es dunkel oben am Balkon, Neonlichter rechts und oben Vollmond. FĂĽnfhundert Menschen um einen herum, zehn sind einem wichtig, die Eine, die einem wirklich teuer ist, nicht da. Ich fĂĽhle mich sehr einsam in dem Moment.
Abblende, halbbeleuchteter Balkon, Dunkelheit.
VANDERBUYST sind eine der besten Livebands, die es im harten Rockbereich gibt, so einfach ist das. Megatight, Willem Verbuyst könnte ich stundenlang beim spielen zusehen, treibende Songs, es ist schade, dass sie abtreten. Sehr schade. Soundfiasko setzt sich fort. Gesang praktisch nicht zu hören.
ATTIC wie gewohnt sehr schön, vergleicht mal die Frauen im Attic-Dress im Publikum mit denen, die Atlantean Kodex-Shirts tragen. Deutlicher Punktsieg der Ruhrpöttler. Die hübscheste AK-Frau war vermutlich ich, trotz Dreitagebart. Ein neuer Song wird gespielt, vermutlich gut, man kann eh nichts raushören aus dem Matsch, der da fabriziert wird vom Soundmann. Gesang wieder zu leise, eine Gitarre komplett raus. Ich habe mit dem Abend schon abgeschlossen in dem Moment.
Es ist nach ein Uhr, die Halle ist gut geleert, der Kodex kommt, und ich kann mich nicht mehr motivieren. Michaels Gitarre ist zwei Songs gar nicht zu hören, der Bass wummert abermals durch den Äther. Krugi borgt mir eine Zigarette und legt sich zwei Sekunden später filmreif auf's Maul. Danke für die Kippe Krugi, ich hoffe, alles ist okay. Du bist super. Noch während "Lucifer's Hammer" machen wir den Doppelhecht, ich habe mein Konto überzogen, etwas zu viel getrunken und definitv zu viel geraucht.
Prädikat "Nett". Preise zu hoch, Sound Mist. Wenn ich am Balkon mit meiner Gitarre sitze und Rotarmistenmärsche spiele, ist das auch "nett". Bandauswahl gut. Konzerte auch gut. Bildet euch selbst ein Fazit, keine Lust.
PS: Ich habe CASTLE vergessen. Das ist eine Frau, die hat einen Bass und singt. TschĂĽss.
Abblende, Bild wird unscharf, Aus.
Face of a clown
Mind of a madman
Dress of a Jester
Intentions of a killer