von Sgt. Kuntz » 18. April 2012, 14:49
Es gibt bestimmt unendlich viele Beispiele von Künstler jeder Art, die ganz einfach ihren Zenit überschritten haben. Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: man macht einfach das, was man immer gemacht hat, zwar wieder erkennbar, dass es vom gleichen Künstler gemacht ist, aber halt mit mehr oder weniger, äh weniger Esprit. Oder man probiert auf die alten Tage noch etwas Neues, was meistens kaum jemand interessiert.
Jackson Pollock merkte irgendwann, dass seine Bilder nur noch passable Kopien seiner früheren Werke waren, also malte er seine Schwarz-Weiß-Serie und ähnliches, was aber niemanden wirklich interessierte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als wieder in den Leerlauf zurückzuschalten und er kreierte einfach weiter “Jackson Pollock-Bilder“ und jeder war zufrieden (er selber vielleicht weniger - das haben sie bei wikipedia nicht gesagt). Selbst Michaelangelo bleib von diesem Syndrom nicht verschont und hatte zehn Jahre nach der Fertigstellung in der Sixtinischen Kapelle seinen Flop “Das Jüngste Gericht“, das kurz darauf übermalt wurde. Zehn Jahre können selbst für so einen Giganten zu viel, was für ein Trost für alle Künstler.
Worauf es hinausläuft: jeder Künstler muss sich überlegen, ob und vor allem wann er Risikos eingehen will. Meistens funktioniert es nur am Anfang könnte man meinen. Im Film-Geschäft hatten Mitte der 70er die beiden Jung-Regisseure Spielberg und Lucas ein ideales Timing in Sachen “risk-taking“ und fertigten so das “New Hollywood“ regelrecht ab. “Der Weiße Hai“, “Star Wars“, “Indiana Jones“ und “ET“ waren wieder klassische “Blockbuster“, familienfreundlich, leicht erzählt und brillant vermarktet während das künstlerische, anspruchsvolle und klassisch links-liberale New Hollywood letztlich wohl nur eine Fußnote ohne bleibende Nachwirkung bliebt. Heutige Spielberg- und Lucas-Filme erkennt man auch immer noch als solche, z.B. die neueren Star War, Tim & Struppi und War Horse, aber sie zitieren sich selber, sind völlig risikofrei gemacht (was man ihnen auch sofort anmerkt), angeblich, weil die kriselnden Studios auf Nummer sicher gehen wollen.
Oder um es ganz einfach zu sagen: Rock’n’Rolf ist gezwungen, sich selber zu kopieren. Nur wenn man als Alt-Fan das beim Anhören ausblenden kann und nicht mit ihm mit-leidet, ist das zu ertragen.
Muss rispettieren die andere Kollega!