Ice-B hat geschrieben:Okay, die neue Maiden.
Naja, ist nicht soooo schlecht geworden, vielleicht 5-6/10 Punkte. Was jetzt auch nicht gerade toll ist (als Referenz: in meinem Maiden Universum haben die ersten sieben alle 9 bis 10 Punkte, Virtual XI hingegen bekommt genau 0).
Ich frage mich seit geraumer Zeit, warum ich mit den Sachen seit Brave New World nicht wirklich warm werde (ueber die beiden BB Scheiben decken wir mal lieber den Mantel des Schweigens). Und ich glaub ich weiss jetzt warum ich zu denjenigen gehoere, die die Songs neueren Datums als eher langweilig empfinden:
1) Die ueberlangen, oft unstrukturierten Songs; warum muessen 7 von 10 Songs zwischen 7 und 11 Minuten haben? Ich haette ja nichts dagegen, wenn die Ueberlaenge songdienlich waere (wei bei Rhyme of the Ancient Mariner), ist sie aber heute in der Regel nicht. Diese Art pseudo-proggiges Songwriting funktioniert fuer mich nicht bei dieser Band, basta. Was bitte spricht denn gegen einen klassischen Heavy Metal Songaufbau (laenge zwischen 3 und 5 Minuten) mit dem Maiden unzaehlige Klassiker geschrieben und ganze Alben gefuellt haben? I don't get it...
Aber gerade das (gute kurze Nummern schreiben) können Maiden halt mittlerweile doch noch viel weniger gut! Auf den letzten Scheiben waren für mich grundsätzlich immer die kürzesten Stücke die schwächsten, da sie meist einfach nur weniger interessant, aber keineswegs härter/aggressiver (oder auch nur nennenswert eingängiger) als die längeren Stücke sind (das eine oder andere lange Stück hatte aber natürlich auch immer einige überflüssige/langatmige Momente).
Davon abgesehen - wann waren Songlängen zwischen 3 und 5 Minuten - außer mit Paul DiAnno vielleicht - denn für Maiden typisch? Natürlich gab es davon auch zwischen 1982 und 1990 so einige, aber die meisten Stücke in der Zeit gingen über 5, oft auch über 6 Minuten (Auf "Powerslave" und "Somewhere In Time" lag der Schnitt bei ca. 6,5 Minuten).
Die Länge allein wäre für mich eh definitiv kein Kritikpunkt (als unstrukturiert empfinde ich die neuen Stücke übrigens auch nicht, auch wenn hier und da mal ein für mich überflüssiger Part mit drin ist).
Ice-B hat geschrieben:2) Kein einziges Lied hat einen wirklich guten, ausgefeilten Refrain, der wirklich haengen bleibt. Und warum hat man aufgehoert die Refrains mehrstimmig zu gestalten? Mein Gott, hoert Euch mal die Refrains auf Powerslave oder Somewhere In Time an, dagegen stinkt das neue Zeug einfach nur unglaublich ab. Und ueber Refrains wie "The Final Frontier" brauch ich wohl nichts mehr schreiben, das nervt seit den letzten 6 Platten. Ein weiteres Manko vieler Refrains: Haeufig spielt die 3. Klampfe auch noch die Gesangslinie mit, ein Zeichen fuer die absolute Ueberfluessigkeit der 3. Gitarre (IMO ist das 3- Gitarren-Konzept zwar nobel, es funktioniert aber nicht wirklich bzw. traegt nichts wirklich positives zum Songwriting bei)
Was die Refrains angeht, muss ich leider teilweise zustimmen, aber das ist bei Maiden in den letzten 20 Jahren halt auch schon fast normal (auf "Fear Of The Dark" und "Brave New World" waren in der Zeit wohl noch die besten Refrains zu hören).
Aber für mich ist der Refrain in einem Song eh nicht das wichtigste, sondern nur einer von vielen "Bausteinen". Und richtig schwach finde ich auf der neuen auch nur die Refrains der ersten beiden Stücke (langweilig), außerdem noch die Strophen-Gesangslinie von "The Talisman", die ich total nervig finde.
Ice-B hat geschrieben:3) Ein weiteres Markenzeichen von frueher waren die genialen Twin Guitar Parts. Wenn die heute ueberhaupt noch zum Einsatz kommen, dann auf songwriterischem Schuelerbandniveau (siehe "The Alchemist")
Das finde ich wirklich arg übertrieben, davon gibt's doch immernoch reichlich und auf "Schülerbandniveau"? Dann möchte ich gerne mal für dich normale Schülerbands hören...
Aber dich möchte ich dann hiermit auch noch mal auf die letzten beiden Turbo-Alben hinweisen, die haben meiner Meinung nach nämlich immer noch das, was Maiden früher mal ausgemacht hat.
Ice-B hat geschrieben:4) Warum muss fast jeder Song ein belangloses Akustik-Geklimper zum Intro haben? Auch etwas, das mir spaetestens seit Brave New World auf die Nuesse geht. Und wenn dann auch noch eine bestfalls "ganz nette" Gesangslinie ohne jegliche Variation ewig lang ueber besagten Akustikpart gezogen wird, die sich im Anschluss genauso lang nochmal ueber das gleiche, diesmal verzerrte Riff erstreckt, dann ist das irgendwie billig und ich moechte nur noch skippen (siehe z.B. When the wild wind blows). Wir reden hier ueber Maiden verdammt, wieso haben die das noetig? Wie kann man denn nur - v.a. wenn man schon ewig in der selben Besetzung zockt - dermassen das Talent fuer geniale Songs verlieren??
Dieser Punkt ist halt nichts als Geschmackssache.
Gerade die ruhigen Anfänge der Stücke finde ich oft ziemlich gut und alles andere als belanglos - sie bauen, wie z.B. bei "Starblind" Atmosphäre und Spannung auf, so empfinde ich das jedenfalls und offenbar bin ich auch nicht alleine damit.
Und wie ich Metal-Mueller auch schon mal verdeutlichen musste: mit Akustik-"Geklimper" beginnt auf dem neuen Album nur selten ein Song (wenn ich mich recht entsinne sogar nur "The Talisman"). Aber vermutlich meinst du einfach generell ruhigere Einleitungen.
Ice-B hat geschrieben:Naja, es gibt sicher - wie immer - auch ganz gute Ansaetze, aber was heisst das schon? Das reicht mir einfach nicht bei der Band, die ich nach wie vor meine Lieblingsband zu nennen geneigt bin. Allerdings mittlerweile aus rein historischen Gruenden...
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Das kann ich durchaus nachvollziehen, und teilweise kann ich da auch zustimmen. Natürlich sind die neuen Maiden-Alben deutlich hinter dem was sie in den 80ern gemacht haben (für mich aber dennoch deutlich über dem Durchschnitt). Aber das erwarte ich nach 30 Jahren auch nicht, und bin durchaus zufrieden mit dem neueren Material (bis auf ein paar Stücke halt).
Für mich liegen die Schwächen des neueren Materials aber hauptsächlich daran, dass die Musik halt einfach an Biss und Aggressivität verloren hat (und auch daran, dass der eine oder andere Part - in einigen Fällen - ein Stück durchaus auch mal verwässert), darum hatte ich mir ja damals von "Brave New World" auch erhofft, dass Bruce und Adrian ein wenig von der Frische und den harten Riffs der letzten Dickinson Soloalben bei Maiden mit einfließen lassen. Obwohl das nicht passiert ist, hat mich "Brave New World" damals aber absolut nicht enttäuscht und war für mich sogar mindestens mit "Fear Of The Dark" auf einer Stufe, bzw. leicht darüber (und jenes Album mochte ich auch sehr). Außerdem wirkt natürlich auch der eine oder andere bessere Moment der neueren Scheiben wie vorher schon (in besser) dagewesen, aber das ist für die meisten Bands nach über 30-jährigem Bestehen wohl auch kaum zu vermeiden... (auch wenn's einige wenige vielleicht schaffen - aber das sind dann meist die Bands, bei denen viele alte Fans sagen "die klingen ja gar nicht mehr wie früher...")
Die Produktion ist zum Glück tatsächlich deutlich besser als die der letzen beiden Alben, da sind wir immerhin auch einer Meinung ("Brave New World" müsste ich mir zum Vergleich noch mal anhören, kann mich an den Sound gar nicht mehr erinnern).