
ZunĂ€chst einmal fĂŒhrte mich der erste Höreindruck in die Irre. Die zweite AlbumhĂ€lfte besteht zwar aus grösstenteils sehr langen Songs, aber eine lĂ€ngere "Einarbeitungszeit" benötigen diese ĂŒberhaupt nicht. Das erklĂ€rt wohl auch warum die Scheibe bei den meisten Leuten nach den ersten beiden DurchgĂ€ngen nicht mehr wĂ€chst (oder nachlĂ€sst). "The Final Frontier" ist zwar lĂ€nger, aber weit weniger komplex als "A Matter Of Life And Death". Die Songs auf "A Matter ..." bestanden grössenteils aus viel mehr unterschiedlichen Parts, auch wenn der gleiche Refrain teilweise oft wiederholt wurde. Die Songs auf "The Final Frontier" sind eingĂ€nginger gestrickt, und darin sehe ich den Wurm bei diesem Album. Ich gehe sogar soweit dass ich "Isle Of Avalon" und "Starblind" als die Schwachpunkte des Albums bezeichnen wĂŒrde (Neben "El Dorado", den Titeltrack mag ich einfach zu sehr, verstehe wer wolle

Und hierin sehe ich einen weiteren Kritikpunkt. Die Instrumentalparts bei "Isle Of Avalon", "Starblind" und "The Man Who Would Be King". Vielleicht möchte die Band tatsĂ€chlich einen auf "progressiv" machen (Wobei der "Prog"-Stempel der Band meiner Meinung nach immer noch von aussen aufgedrĂŒckt wird) oder vielleicht soll es in das Weltraum-Szenario passen, aber anstatt ein knackiges Gitarrensolo vom Stapel zu lassen, folgen Breaks die in improvisiert wirkende Soli einleiten und den Songs jeglichen Fluss und auch jegliche Energie nehmen. Das ist alles nett anzuhören, begeistert mich aber ĂŒberhaupt nicht. Bei "Starblind" und "The Man ..." rettet man sich zwar noch in paar nette Instrumentalpassagen, die grossartigen Instrumentalabfahrten des letzten Album vermisst man hier aber schmerzlichst. Ich reihe mich hier also teilweise tatsĂ€chlich in die Reihen der Kritiker hier im Board ein, auch wenn ich nicht finde dass MAIDEN einen schlechten Weg eingeschlagen haben, denn "A Matter ..." finde ich nach wie vor ĂŒberragend.
Was mir bei "The Final Frontier" gut gefĂ€llt ist zunĂ€chst einmal die Produktion. Keine Offenbarung, aber um Lichtjahre besser als auf den vorigen Alben. Mir gefĂ€llt ebenfalls dass das Album wie aus einem Guss wirkt und sich eine gewisse AthmosphĂ€re durch die Songs zieht. Hinzu kommt der deutliche Einfluss der letzten Tour, welcher sich in den vielen "Somewhere In Time"/"Seventh Son..." Zitaten Ă€ussert, u. a. beim Intro von "Mother Of Mercy", "The Man .." und natĂŒrlich "Starblind". "The Final Frontier" klingt dadurch meiner Meinung nach von den letzten vier Alben mit Bruce und Adrian sogar am "MAIDEN-typischsten". Die Songs atmen durchaus den Geist der 80er und sind wieder eingĂ€ngiger und weniger sperrig als auf dem VorgĂ€nger. Die Klasse dieser Zeit erreichen sie aber (wie erwartet) nicht. Ich empfinde es ausserdem als positiv, dass die erste AlbumhĂ€lfte diesmal kĂŒrzer ausgefallen ist (Entfernt man das Intro zum Titeltrack). WĂ€re nicht "The Talisman", wĂŒrde ich die erste HĂ€lfte mit "Mother Of Mercy", "Coming Home" und "The Alchemist" sogar vielleicht als die stĂ€rkere einordnen. "The Talisman" ist meiner Meinung nach der mit Abstand beste Track des Albums und neben "The Sign Of The Cross", "Brave New World" oder "Dance Of Death" einer der besten MAIDEN-Tracks seit "Fear Of The Dark". In meinen Augen ĂŒberragend! Daneben gefallen mir "When The Wild Wind ...", "The Man ..." (Auch wenn hier der letzte Schuss Energie fehlt) und "The Alchemist" wohl am besten.
Was bleibt nun nach endlosem Geschwafel festzuhalten? "The Final Frontier" ist nicht das beste Album seit 1988. Auch nicht seit 2000. Ich halte es fĂŒr ein gutes, teilweise sehr gutes MAIDEN-Album dass ich im oberen Mittelfeld der Diskografie einorden wĂŒrde, und zwar hinter "A Matter Of Life And Death" und eventuell auf einer Stufe mit "Brave New World". Trotzdem sind MAIDEN fĂŒr mich immer noch die Grössten und auch im Heavy Metal Universe nach wie vor relevant und deshalb bedanke ich mich fĂŒr "The Final Frontier" und werde es dieses Jahr wohl noch sehr oft hören.
Up The Irons!