Okay, Jungs und MÀdels, jetzt erstmal ganz tief durchatmen, Lavalampen rausholen, Teelichter im Raum verteilen, den Kamillentee aufsetzen und die RÀucherstÀbchen könnt ihr auch geschwind in Position bringen. Vielleicht mÀht ihr noch schnell den Basilikum auf dem Balkon um, und verpackt ihn ihn Zigaretten. Dann sind wir eigentlich startklar.
Jetzt fragt ihr euch sicher, wozu der ganze Tand? Ganz einfach: Ich war am vor zwei Wochen in Stuttgart bei den Flying Eyes, eines der beeindruckendsten und mitreiĂendsten Konzerte der letzten Zeit. Eigenltlich hatte mich mehr die Neugier hingetrieben, da ich nur die Myspace-Lieder kannte, die aber schon unerwartet anders fand - und was soll ich sagen: fantastisch!
Vielleicht kennt ihr auch diese Alben, die euch tief bewegen, etwas in euch verĂ€ndern und die es so aber nur ein einziges Mal gibt. FĂŒr mich ist Monster Magnets "Dopes to Infinity" so eins, unzĂ€hlige Urlaube und Erlebnisse haften daran, und bis heute kenne ich kein Album, das mich so nachhaltig einem rauschartigen Zustand nahebringt, ohne dass ich Drogen brĂ€uchte. Aber leider konnten die MĂ€dchen Magnete da nie wieder dran anknĂŒpfen, mal war der Rock-, mal der Drogen-Faktor zu hoch.
Hier ist das anders: Als Ausgangspunkt nehmen wir ganz viel Doors zu gleichen Teilen aus der gesamten Schaffensperiode, packen da noch eine Schippe Jefferson Airplane-Psychedelia dazu, die LĂ€ssigkeit von Monster Magnet, die verspulte heavyness frĂŒher Black Sabbath, garnieren alles mit 13th Floor Elevators, Beatles-GedĂ€chtnis-Basslinien, Zeppelin Grooves, Surfrock-Hall, Velvet underground Feedback, ganz frĂŒhem Syd Barrett Krankheiten, Delay-Orgien, Phasern, Flangern und was das psychedelische Gitarrenarsenal noch hergibt und fertig ist der Teig, geformt aus allem, was den Rock zwischen '67 und '75 so megageil hat werden lassen. Diese Jungs haben verdammtnochmal ihre Hausaufgaben gemacht, und basteln aus all dem einen heftigen Cocktail, der jederzeit weit ĂŒber bloĂes Abkupfern der damaligen Zeit hinausgeht. Genau wie deren Liveshow muss es damals gewesen sein, da bin ich ĂŒberzeugt, das war pure Spielfreude, SchweiĂ, Arbeit. Hier fliegen die Delay-feedbacks unkontrolliert um die Ohren, um im nĂ€chsten Augenblick von mĂ€chtigen Fuzz-leads durchbrochen zu werden, dort orgt ein Tremolo waberdn verquer durch's Gehör und da drĂŒben lauert eine cleane Rythmus-Gitarre darauf, sich beim Hörer einzuschmeicheln. Das ganze wird durchbrochen von Lapsteels oder auch mal einer singenden SĂ€ge, alles so arschtight, dass man es mit der Angst zu tun bekommt.
Gerade lĂ€uft hier wieder das neue Album "Done so wrong", und hier gibt es einfach so unglaublich viel zu entdecken: Der Opener "Death don't make me cry" offenbart beschwörenden Gesang, gepaart mit gemĂ€chlichen Riffs. Aber schon mit "Poison the well" geht es beschwingter, grooviger, tanzbarer zur Sache, die Gitarren schreien schwer fuzzig durch den Raum - um im nĂ€chsten Lied von cleanen Gitarren, Banjos und fast Zeppelinigem Groove unterbrochen zu werden. Bei "Clouded" schauen dann eindeutig die Byrds in ihren Drogen-Momenten um die Ecke, und ein holdes Weib darf den deutlich entspannten Refrain unterlegen. Der Titeltrack bringt dann noch hĂŒbsche Cream-GedĂ€chtnis Schwartenkracher mit ein, um auch wirklich jeder wichtigen Band gehuldigt zu haben, bevor man bei "Leave it all behind" schlieĂlich mit Lagerfeurromantik, Mundharmonika, erneuter weiblicher VerstĂ€rkung und kleinen FrĂŒh-Floyd/Neil Young-Verneigungen langsam wieder in Richtung Repeattaste entlassen wird.
Wer mit der Schnittmenge Blues, Psychedelia, Rock was anfangen kann: anhören! Bisher, so seltsam das klingt, mein Album des Jahres. Lange hat mich keine Band und kein Auftritt mehr so nachhaltig begeistert...