TWOS hat geschrieben:Zugegeben, zu Beginn wollte ich "Lights From Oblivion" als eines jener Werke tadeln, die wegen zu starker stilistischer Diskrepanzen gegenüber vorausgegangenen Klassikerwerken besser unter einem anderen Bandnamen hätten erscheinen sollen. Das wäre jedoch überzogen, da - unter Zuhilfenahme der „Broken History“ - die Entwicklung nachvollziehbar wird; auch ist Goldkehlchen Ballerio so sehr mit dem ADRAMELCH-Sound verbunden, dass der alte Fan milde gestimmt wird.
Seit drei Wochen läuft das Album nun regelmäßig und ich ertappe mich immer wieder, wie mir auf den täglichen Wegen durch die Stadt einzelne Passagen im Ohr hängen, in denen Vittorio auf besonders eindringliche Weise auf einen grandiosen Gitarrenlauf einen fantastischen Melodiebogen mit seiner einzigartigen Stimme legt, wie nur er es schafft.
Jedoch sind es nur diese Momente, die mich das Album immer wieder auflegen lassen, aber umso öfter es läuft, umso mehr geht das abhanden, was hier wiederholt als „geschlossenes Gesamtkunstwerk“ bezeichnet wurde. Natürlich, die einzelnen Lieder passen gut zusammen, sind sich in ihrer Art ähnlich, eben „aus einem Guss“ wie Acrylator bereits konstatierte. Aber genau darin erscheint mir eine kompositorische Schwäche, viele Passagen sind nichtssagend, lullen den Hörer zwar in eine wohlig-warme Stimmung, aber sorgen mit der Zeit für Unaufmerksamkeit und Langeweile. Positiv formuliert kann man hier Pavlos mit „relaxtes Scheibchen, bei dem stets darauf geachtet wird nicht zu viel passieren zu lassen“ folgen, oder man sieht es kritischer wie bridrich: „Längen mit Absturzgefahr“. Ich hätte mir spannendere Songstrukturen, mehr Dramatik und Ecken und Kanten gewünscht. Das hatte die Band selbst schon einmal besser beherrscht.
Die Lyrics sind auch nicht durchgehend gelungen, an manchen Stellen wirken sie zu aufgesetzt.
Somit bleibt ein zwiespältiges Urteil. Eigentlich bin ich für solch ruhigere, verträumte Musik durchaus zugänglich, aber zu diesem Werk finde ich wegen der genannten Kritikpunkte keinen solch guten Zugang.
Teilweise kann ich die Kritik verstehen, da mich auch nicht jeder Part in jedem Song packt, aber das alles auf "relaxt" oder verträumt zu reduzieren, ist doch sehr oberflächlich und faktisch falsch.
Dafür gibt es auf dem Album einfach viel zu viele (manchmal ja fast schon rasante) Steigerungen und härtere Momente. Und gerade Dynamik gibt's hier doch auch in Massen (nur eben insgesamt mit etwas weniger musikalischer Härte)!
Mir ist es auch definitiv lieber, mal ein paar mehr oder weniger unspektakuläre Parts und dafür eben auch grandiose, überragende Momente zu haben als wenn alles zwar durchgehend richtig gut wäre, aber die ganz großen emotionalen Höhepunkte fehlen - und davon gibt's hier doch wirklich reichlich - allein "We March, We Fail", "Pain After Pain", "Wonderful Magician" oder "Tides Of My Soul" bieten mir schon viel mehr Gänsehautmomente als die meisten anderen Alben (oder z.T. auch ganze Banddiskografien) überhaupt enthalten!