So, langsam auch wieder unter den Lebenden, kann ich zu allen Bands was sagen, da ich komplett anwesend war.
Deathfist bollerten ordentlich mit Energie und Begeisterung vor sich hin, waren mir aber zu so frĂŒher Stunde und niedrigem Alkoholpegel etwas zu langweilig.
Jex Thoth gefielen mir mit Orgel besser, waren aber auch so mit einem sehr guten Sound und den sowieso tollen Songs mein Highlight des Freitags. Ein, zwei Idioten, die dank ĂŒbertriebener Betankung in den vorderen Reihen massive Probleme mit dem aufrechten Stand, geschweige denn Gang hatten, waren ein kleiner Aufreger, aber dafĂŒr kann ja die Band nix.
Ram hatten einen miesen Sound, zu laute Trommeln und Bass, der Rest zu leise. War wohl auf den RĂ€ngen Ă€hnlich, vor der BĂŒhne aber definitiv so. Der Gig war ok, auf dem MA im Januar fand ich sie aber besser.
Krisiun waren fĂŒr mich furchtbar belanglos und zu lang. An dieser STelle hĂ€tte ich mir gerne Unleashed gewĂŒnscht. Der Drumsound war absolut furchtbar, der Rest wieder mies abgemischt und die Songs irgendwie egal. Death Metal ist ja nun nicht meine liebste Spielwiese und die Brasilianer haben daran nichts geĂ€ndert.
Kvelertak versteh ich wohl einfach nicht. Schön aggressiv und rotzig, aber ansonsten völlig verzichtbare Angelegenheit. HĂ€tte ich zu dieser Stunde das BedĂŒrfnis verspĂŒrt, mir mit lauter Besoffenen auf die Fresse zu hauen, wĂ€r das wohl besser angekommen, so war es irgendwie sehr unspektakulĂ€r.
Turbonegro hatten frĂŒher mal nen coolen SĂ€nger, jetzt leider nicht mehr. Die Songs sind natĂŒrlich immer noch cool, aber teilweise hat der gute Mann das schon ziemlich zergrölt. Trotzdem eine super Partyband.
Dr.Livingdead waren schön hektisch, ansonsten aber eben nicht mehr als ne nette Suicidal Tendencies Coverband. Da ich schon das Vorbild nicht zu meinen Lieblingsbands zÀhle, rauschten auch die Nacheiferer an mir vorbei.
Motorjesus sind eine groĂartige Liveband, was ich schon vor zwei Jahren auf dem Dong Open Air bewundern durfte. Die Kulisse im Amphitheater motivierte die Band aber zu Höchstleistungen an, wie der SĂ€nger nicht mĂŒde wurde, zu betonen. Um sich die Sympathien des Publikums zu erkaufen, hatte er, dem Rat Tom Angelrippers folgend "eine TĂŒte Bier" mitgebracht und diese und JĂ€germeister, der nach eigener Auskunft aus dem KĂŒhlschrank der Mutter entwendet wurde ans Publikum verteilt. Das wĂ€re aber wohl nicht nötig gewesen, denn das Publikum war so schon sehr begeistert und die Band hĂ€tte gut und gerne zwei, drei PlĂ€tze spĂ€ter im Billing bestehen können.
Portrait sind live einfach nicht so richtig toll. Der SĂ€nger ist recht anstrengend, diverse Feinheiten im Gitarrenspiel gehen schnell unter und die langen, etwas ĂŒberladenen Songs rauschen auch live oft an mir vorbei. Der Auftritt war aber solide, wĂŒrde ich mal urteilen und ich fĂŒhlte mich zumindest nicht allzu schlecht unterhalten.
Hell waren wieder toll, gefielen mir fast ein bisschen besser als in Straubing und hatten auch einen ordentlichen Sound. Wem das Theater zu viel ist, der wird mit der Band wohl nicht mehr glĂŒcklich werden, in der Amphitheater-Kulisse passte das aber sehr gut.
Unleashed waren wie immer eine Freude, enthusiastisch, rumpelig, dennoch melodiös und mit tollen Songs gesegnet. Was an der Setlist aber so "special" war, bleibt ein bisschen ein RÀtsel, die unterschied sich nÀmlich nur minimal von dem, was auf den letzten Touren so gezockt wurde.
Tankard hatten beinahe Headlinerstatus, wohl auch wegen der furchtbaren Kaspereien auf den Rock Hard DVD's. Das Amphitheater war jedenfalls voll, und zwar in jeder Beziehung. Und Die Band war auch in recht guter Verfassung, so gab es eine ordentliche Setlist mit allen Hits und einem netten Badesalz-Intro. Aber auch da bleibt die Frage, was die 30. Geburtstags-Setlist von den regulÀren Shows unterscheidet.
Psychotic Waltz waren natĂŒrlich zwischen Tankard und Bolt Thrower etwas riskant plaziert, der Pegel bei so manchem Besucher nach Tankard wohl schon etwas arg hoch und der Rest tankte nochmal fĂŒr die Briten nach, so dass es recht leer und ruhig war. Musikalisch war es aber super und dem Vorwurf, dass auf den RĂ€ngen nichts los war, möchte ich hier widersprechen, da zumindest ich Morbid komplett im Stehen durchgebangt habe und dabei wohl nicht der einzige war. Ansonsten kann man sich die Musik der Band aber halt auch einfach sehr gut im Sitzen anhören.
Bolt Thrower sind einfach nicht meins. Das war brutal, vor allem der Sound, Ansagen des SÀngers habe ich nie verstanden, an wessen Pegel das lag, bleibt mir ein RÀtsel, die wahrscheinliche Reihenfolge wÀre aber Gesangsmikro, SÀnger, ich. Abgefeiert wurde die Band aber ohne Ende und wenn so viele Leute ihren Spaà hatten, muss die Band ja was richtig gemacht haben.
Alpha Tiger hab ich jetzt endlich auch mal live gesehen, nachdem sie bei ihren Auftritten auf KIT und HOA letztes Jahr dem Zeltaufbau oder Mittagessen zum Opfer gefallen waren. Der SĂ€nger ist der Wahnsinn, die Musik auch sehr gut und ich hatte meinen SpaĂ. Leider waren meinen Festivalmitreisenden teilweise die Songs nicht eigenstĂ€ndig genug und die Hitze schien dort eine generelle Meckerfreude zu befeuern, wie sich spĂ€ter noch bei High Spirits zeigen sollte.
77 waren ziemlich langweilig, da eben zu starr am Original klebend. Wo Airbourne wenigstens im Bereich Energie noch ein paar Schippen draufpacken und Bullet noch Accept in ihren Sound integrieren, gab es hier halt nur eine etwas kraftlose, aber technisch beschlagene AC/DC Coverband.
High Spirits waren super, haben die besten Twin-Gitarren des Festivals gespielt und mich total mitgerissen. Die Meckerfreude besagter Mitreisender zog sich hier jedoch der SĂ€nger zu, der angeblich viel zu kraftlos und schwachbrĂŒstig daherkĂ€me. Ein etwas energischerer Gesangsstil wĂŒrde mir bei der Band zwar auch gut gefallen, ich finde aber auch an der aktuellen Performance nichts auszusetzen, ganz im Gegenteil, ich finde sie sogar sehr geil. Zum GlĂŒck sahen das doch eine ganze Menge Leute Ă€hnlich, die Band wurde nĂ€mlich erstaunlich gut aufgenommen, ich hatte da persönlich mit weniger Resonanzen gerechnet.
Graveyard waren etwas belanglos und wenig mitreiĂend. Da es aber sehr warm war, konnte man zu der Musik herrlich im Sitzen ein paar Bier trinken, wo die Schweden dann doch eine angenehme Hintergrundbeschallung abgaben.
Girlschool waren gut, ich habe die Band aber auch schon mal besser gesehen. Aber der unverkrampfte Stil der Band, das sympathische Auftreten und die coolen Songs funktionieren einfach immer super bei mir.
Magnum habe ich zum ersten Mal gesehen und war ziemlich begeistert. Das ist schon sehr, sehr gut gemachter, leicht kitschiger Hardrock mit einem ĂŒberragenden SĂ€nger. Wenn die Tour im Herbst auch in Frankfurt halt machen sollte, wĂ€re ich doch versucht, der Band dort einen Besuch abzustatten.
RechtĂŒberflĂŒssige Pause: Zur Feier des 10. JubilĂ€ums gab es dann eine kurze, emotionale Ansage vom Götz, eine ĂŒberflĂŒssige, schlecht klingende VorfĂŒhrung des furchtbaren Songs "Die zwei von der Tanke" von Bobby und Gerre und zwei Coverversionen, "Balls To The Wall" und "You Shook Me All Night Long" vorgetragen von den Herren Bullet, in ebenfalls bedenklichem Sound.
Unisonic wurden ja von vielen Leuten sehnlichst erwartet, ich sah dem ganzen aber recht entspannt entgegen. Das aktuelle Album finde ich leider nur solide, was bei den beteiligten Herren Musikern einfach etwas wenig ist und mit allzu vielen Helloween Songs hatte ich von vornherein nicht gerechnet. Ich wurde auch nicht enttĂ€uscht, es gab drei mal Helloween, eine Menge Unisonic, leicht seltsame Ansagen von Kiske und einen besonders schönen Moment, als Kai Hansen bei "Never Gonna Change Me" auch noch in das aktive Gesangsgeschehen eingreifen durfte. Sehr gut gespielt und gesungen, aber nach der Avantasia-Tour ist der Kiske-Effekt auch nicht mehr so groĂ, jetzt weiĂ halt jeder, dass er noch singen kann und das auch im leicht metallischeren Kontext wieder tut.
WASP waren super, sowohl was die Songs angeht (was ja aber selbstverstĂ€ndlich sein sollte), als auch was die Performance anging. Die Preisverleihung war wirklich der absolute Knaller, ansonsten wurde aber sehr gut und energisch musiziert. Die Band wurde aber auch unglaublich gut unterstĂŒtzt, so eine Begeisterung habe ich auf dem RHF selten erlebt.
Lobend sei noch die Songauswahl am Donnerstag im Partyzelt erwÀhnt, Medieval Steel, Deliver Us, American Metal, so lasse ich mir den Bierkonusm gerne beschallen.
Getroffen habe ich fast niemanden, mein Talent zur UnauffÀlligkeit hat mir da wieder geholfen.
The people united can never be ignited.