Dann möchte ich noch ein paar Worte zu den letzten Konzerten der diesjährigen Europa-Tour verlieren. Ich wollte eigentlich die Gigs in Madrid, Jaen und Murcia besuchen, weil ich in diesen Regionen noch nie war, hat aber aus Zeitmangel nicht geklappt. Im Nachhinein war ich froh, weil es in diesen Städten an den besagten Tagen immer so um die 40 °C heiß war.
Mein erster September-Gig fand im Rocksound in Barcelona statt. Das ist ein ganz kleiner Schuppen in der Nähe der Basilika Sagrada Familia. Von den Supports hab´ ich nichts mitbekommen, weil wir (sind zu viert aus Deutschland angereist) bei dem schönen Wetter lieber erst was trinken gegangen sind und uns nur Manilla Road angeschaut haben. Vor der Halle erfuhren wir von Neudi, dass die Spanien-Tour equipmenttechnisch unter keinem guten Stern stand. Die Band hatte zwar im Vorfeld ihre Wünsche geäußert, aber am Ende hieß es seitens der Veranstalter: „So, das ist das Equipment. Macht mal was daraus!“ und fertig. Die Drums waren wohl eine Katastrophe. Neudi war sichtlich frustriert. Wir hatten natürlich trotzdem unsere Freude an dem Auftritt, wobei unser guter Freund Alkohol auch nicht ganz unschuldig daran war, hehe…
Für Sightseeing hatte zumindest ich keine Zeit, war aber halb so wild (war schon mal in Barcelona). Am nächsten Morgen fuhren wir zum Pyrenean Warriors Open Air nach Torreilles, Südfrankreich. Das ist ein klasse Festival, welches ich jedem hier nur weiterempfehlen kann. Fahrt auf jeden Fall hin, wenn das Billing für euch passt. Die Preise sind für französische Verhältnisse sehr fair und die Stimmung hätte nicht besser sein können. Der Campingplatz hat mir auch sehr gut gefallen, obwohl wir nicht gezeltet haben, weil wir Sonntag ganz früh wieder los mussten. Gecampt wird nämlich in einem Waldstück. Das ist sehr vorteilhaft, weil am frühen Morgen keine Sonne in die Zelte scheint und die Camper nicht so früh geweckt werden. Neben dem leckeren Bier hat mir auch das Essen hervorragend geschmeckt. Ich freu´ mich, wenn es Spezialitäten der regionalen Küche gibt. Raf, TWOS und ich haben uns eine Portion Weinbergschnecken mit Gemüsesoße geteilt, das war wirklich köstlich.
Das Festivalgelände ist sehr fein. Schön fand ich, dass es mittendrin auch Bierbänke gab und wir nicht die ganze Zeit stehen mussten. Es waren ca. 350-400 zahlende Gäste anwesend. Für den Veranstalter sicher nicht optimal, für den Fan das reinste Paradies. Bei mir kam eine Art Swordbrothers-Feeling auf, weil Volkers altes Festival von einer ähnlichen Größe war und ebenfalls Mitte September stattfand.
Die erste Band des Tages war Electric Shock aus Frankreich. Habe nicht allzu viel von ihnen mitbekommen, weil wir noch Bekannte gesucht haben, bei denen wir unseren Alk in die Zelte packen konnten. Die Belgier Horacle ließen mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits war ich begeistert, was v. a. der tollen Stimme und Ausstrahlung des Sängers Terry Fire zu verdanken war. Auf der anderen Seite fand ich bei weitem nicht alle Songs stark, da waren so einige Lückenfüller dabei. HI-GH habe ich mir geklemmt und bin stattdessen zwecks Einkauf nach Torreilles marschiert. Dabei ist mir ein folgenschwerer Fehler unterlaufen. Die Bier- und Coladosen sahen sich so ähnlich, dass ich aus Versehen mehr Cola als Bier gekauft habe.
An die Spanier Iron Curtain erinnere ich mich spontan nicht mehr so richtig. Hab´ ich etwa zu viel getrunken? Kann ich mir nicht vorstellen, ich doch nicht…
Auf Ostrogoth war ich besonders gespannt. Nach dem Tod von Rudy Vercruysse hätte ich gedacht, die hören auf. Es war auch komisch, die Band mit überwiegend jüngeren Musikern auf der Bühne zu sehen. Nur noch der Drummer stammt aus der alten Garde, die restlichen Leute sind alle erst 2011-16 in die Band eingestiegen. Trotzdem hatte ich eine Menge Spaß, weil das alte Material einfach zu gut und für Live-Auftritte wie gemacht ist. War für mich die zweitbeste Band des Tages.
Metal Inquisitor habe ich an diesem Tag das fünfte Mal insgesamt gesehen, auf nicht-deutschem Boden war es eine Premiere. War ein cooler, souveräner Auftritt… auch wenn der Sänger El Rojo mit der englischen Sprache auf Kriegsfuß stand/steht, denn seine Ansagen klangen in unseren Ohren nicht so schön. Gegen später hat er mich in gebrochenem Englisch am Bierstand angesprochen und mir Komplimente wegen meines T-Shirts gemacht. Ich hab´ ihn schnell erlöst und gemeint, er müsse sich keinen abbrechen, weil ich der deutschen Sprache mächtig sei, hehe…
Auf ADX hatte ich mich natürlich auch gefreut. Es war schön, sie mal live in Frankreich zu erleben, auch wenn sie – zumindest aus meiner Sicht – nicht mit Ostrogoth mithalten konnten.
Manilla Road waren auf meinem 25. Gig deutlich besser drauf als am Vorabend. Kein Wunder, denn in Frankreich hatten sie hervorragendes Equipment und mussten sich nicht mit unnötigen Problemchen herumschlagen. An der Setlist gab es wie immer nichts auszusetzen (ist ja gar nicht möglich, wenn eine Band keine schlechten Songs veröffentlicht). Ich denke, ich muss keine einzelnen Lieder erwähnen, weil nichts gespielt wurde, was wir nicht schon bei den Gigs im Mai und im Juli gehört hatten. Die Band hatte supergute Laune und zog ihr Programm hochmotiviert durch.
Abgesehen davon hatten wir noch die Möglichkeit, uns vor Beginn des Festivals Perpignan ein wenig anzuschauen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dort mal mehrere Tage zu verbringen, falls das Festivalteam erneut ein so gutes Billing zustande bringt.
Nachdem ich am Montag gearbeitet hatte, fuhr ich am Dienstag zum Gig nach Wien. Im Vorfeld hatte ich absolut nicht damit gerechnet, dass es zu dieser Zeit (das war am 13.09.) noch 30 Grad haben würde. Nach einem netten Frauen-Nachmittag in einem typischen Wiener Café ging es zum Viper Room, der Konzertlocation, die sich im Gegensatz zum Escape (wo damals der Kodex gespielt hat) mitten in der Stadt befindet. Wien ist bei mir nur in die Planung gerutscht, weil ich Madrid wegen der Arbeit nicht mitnehmen konnte. Im Nachhinein habe ich das aber keine Sekunde bereut, weil die Band dermaßen gut drauf war, dass sie ihre Spielzeit spontan von 90 Minuten auf 2 Stunden verlängert hat. Wobei es mit den Drums erneut Probleme gab, obwohl die Band in Wien freie Auswahl hatte und die Freude auf den Auftritt auch aus diesem Grund besonders groß war.
Die Jungs hatten dermaßen gute Laune, dass es schon fast unheimlich war. Irgendwann gegen Ende fragte der Hellroadie das Publikum, wer denn alles an diesem Abend zum ersten Mal auf einem Manilla Road Gig war. Es gingen recht viele Hände in die Höhe. Dann erzählte er vor versammelter Mannschaft, dass in der ersten Reihe eine Frau anwesend sei, die bereits ihren 26. MR-Gig erleben durfte. Auf einmal sprang Neudi ins Publikum, und er und TWOS wollten mich tatsächlich auf die Bühne zerren. Das fand ich gar nicht gut… ich poste nie mehr auf FB, wenn ich eine Band schon total oft gesehen habe, hahaha… Aber am Ende hab´ ich mich durchgesetzt und durfte unten bleiben.
Am nächsten Tag war ich noch in Wien und habe bissl Sightseeing gemacht, wobei es fürs Grab von Udo Jürgens leider nicht gereicht hat (war zu weit weg und ich hatte unpassendes Schuhwerk an). Nach einem weiteren Arbeitstag ging es am Freitag zum Abschlussgig aufs Storm Crusher Festival, da gibt es ja schon einen Thread dazu.
Nächstes Jahr werden Manilla Road 40 und ihr Mystification-Album 30 Jahre alt. Zu diesen Anlässen möchte die Band weitere Gigs in Europa (u. a. KIT) spielen, worauf ich mich schon jetzt freue
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