Moderator: Loomis
Goatstorm hat geschrieben:Thundersteel hat geschrieben:
Aber: Ist denn nicht "am anderen Rand" Platz für die so oft verlachten 16jähreigen Dimmu Borgir-Kiddies? Die haben sich eben bewußt für Musik entschieden, die nicht auf VIVA oder MTV läuft und nicht in der Bravo vertreten ist. Wir haben alle mal klein angefangen.
Warum dieses Beharren auf "Grenzen"?
Ich frag mal andersrum: Wieso muss man denn ständig alle Grenzen leugnen?
Es ist nun mal Fakt, dass es stilistische Unterschiede gibt, dass Morbid Angel anders klingen als Mötley Crue. Und es ist eben auch Fakt, dass die Anhänger der einen Stilrichtung andere Wertehaltungen haben als die der anderen und bestimmte Gruppierungen einander nicht riechen können.
Wieso soll also alles über einen Kamm geschert werden? Die Unterschiede und Grenzen sind nunmal da.
Genau das macht die Vielfältigkeit der Musik und die Vielseitigkeit der unterschiedlichen Fangruppierungen aus. Wieso sollte man also zwanghaft leugnen, dass diese Diskrepanzen existieren? Zugunsten einer "einheitlichen Szene", die sowohl Amon Amarth als auch Holy Martyr gutfindet? Genau das ist der Traum der Plattenindustrie und genau darauf läuft diese Gleichmacherei und dieses Leugnen von Szenegrenzen hinaus: Eine einheitliche, gleichförmige, berechenbare Masse zu schaffen, an die sich viel leichter die Produkte absetzen lassen, als an eine lebendige und diverse Menge, die in die unterschiedlichsten Kleinstszenen unterteilt ist.
Auch an den Bands, die in letzter Zeit auf den Markt geworfen werden lässt sich genau das schon nachvollziehen. Wieso kokettiert denn eine Band wie Sonic Syndicate sowohl mit Stilmitteln aus Emo, Metalcore und Gothic? Weil sie "open minded" und "tolerant" sind? Nein! Sondern nur, um ein möglichst großes Publikum anzusprechen. Stilistische Grenzen werden bewusst überschritten, um in Form eines massenkompatiblen Produktes den maximalen Gewinn zu erzielen. Wenn doch mal einer diesen beliebigen Stil-Mischmasch moniert, gilt er sofort als bornierter Ewiggestriger oder "Trueness-Polizist".
Ulle hat geschrieben: Dass der Soundcheck, bzw. die Plazierungen natürlich unter aller Sau sind, das wissen wir alle. Ich finde diese oft gemachten Anschuldigungen von wegen "gekaufter Reviews" absolut blödsinnig, denke aber, dass man als RH-Redakteur das Album einer Band mit Anzeigenschaltung auf dem Backcover einfach intensiver anhört, bevor man eine Wertung abgibt. Ich finde so ein Verhalten total beschissen, aber so läuft das dann wohl einfach...
Hugin hat geschrieben:Ich weiß nicht, was ihr von dem Mag erwartet?
So viele Bands ich mit Goatstorm gemeinsam zu meine Faves zähle, so sehr kann ich die Sache mit den Grenzen trotzdem nicht nachvollziehen. Klar sind meine absoluten und ewigen Faves Bathory, Cirith Ungol, Manowar, Darkthrone etc..., aber deswegen kann ich doch trotzdem Yat-Kha, The Exploited oder Uriah Heep total super finden. Oder meinetwegen auch System Of A Down. Wenn das aber bei mir so ist, warum soll das dann nicht auf das Mag abfärben, für das ich schreibe. Das ist bei den Rock-Hard-Kameraden halt auch so. Das sind 15 Leute mit einem Musikgeschmack, der sich über 20-30 Jahre in völlig unterschiedliche Richtungen entwickelt hat. Ist doch völlig klar, dass von denen nicht die Mehrheit total auf Manilla Road oder Holy Martyr abfahren kann.
Ach ja, außerdem frag ich mich schon 'ne ganze Weile, was daran so ungewöhnlich sein soll, wenn man Amon Amarth UND Holy Martyr gut findet. Soooo weit sind die stilistisch auch wieder nicht entfernt. Definitiv beides Metal, definitiv beides hymnisch, definitiv beides kriegerisch und beides mit "Faust in die Luft"-Effekt. Und Trend hin, kommerzieller Erfolg her: Amon Amarth haben auch von ganz unten angefangen und sich nie stilistisch an irgendwas oder irgendwen angebiedert. Ich würd zwar den gigantischen Erfolg auch lieber an der Seite von Unleashed sehen, aber Hegg & Co. kann man das ja kaum vorwerfen.
Was Sonic Syndicate angeht... ich hab von denen noch nichts gehört, und kann daher keine Aussage zu ihrer Mucke machen. Aber ob die sich mehr anbiedern, als eine gleichaltrige Combo, die sich in ein urtypisches Achtziger-Outfit mit Leder und Nieten quetscht und einen auf Old-School macht, das weiß ich auch nicht so recht.
NegatroN hat geschrieben:Nur interessehalber. Woher wisst ihr eigentlich, dass Sonic Syndicate sich in den ganzen Punkten nach den Vorgaben des Labels richten und nicht vielleicht selber auf genau das stehen, was sich machen, was sie anziehen und wie sie klingen?
Aber hier muss ich auch Ulle recht geben. Vermutlich sind SONIC SYNDICATE tatsächlich anders geprägt und stehen tatsächlich hinter dem was sie machen. Und als 20 Jähriger widerspricht man seinem Plattenlabelboss vielleicht noch nicht so schnell, wenn der einen in ein Latexdress steckt.
Goatstorm hat geschrieben:Dass es dieses unerträglich scheinheilige Gefasel von "Sprachrohr der Szene" und "Verbundenheit zum Underground" ablegt und sich als das präsentiert, was es ist, nämlich ein gewinnorientiert arbeitendes Magazin, das sich bis auf die Themenauswahl in nichts von Blättern wie JUICE, HAMMER oder SPEX unterscheidet.
Ich hör doch auch die unterschiedlichsten Sachen von 60er Rock und 70er Prog über Manowar und Bathory bis hin zu Social Distortion und Turbonegro. Aber trotzdem versuch ich nicht, die Grenzen zwischen den einzelnen Stilen zu leugnen. Die Unterschiede sind ganz einfach da, warum sollte man das verneinen? Der heilen (Szene-)Welt zu liebe?
Mir geht's vor allem darum, der Industrie zu widersprechen, wenn mal wieder die neueste "Hoffnung des Metal" durchs Dorf getrieben wird, bestehend aus Musikern, die noch vor drei Jahren keine Gelegenheit ausgelassen haben, über Metal zu schimpfen respektive zu lachen. Hier ziehe ich dann eben auch eine Grenze zwischen Metal und Nicht-Metal. Es kommt nicht nur auf die harten Gitarren an, Integrität ist das Entscheidende.
Gut, war stilistisch ein schlechter Vergleich. Dann nehmen wir eben Sonic Syndicate statt Amon Amarth. Wobei die Plastikproduktion ähnlich klingen dürfte...
Nein, das wäre natürlich genauso schlimm. Wie gesagt, der Punkt ist die Integrität. Die Leute sollen einfach spielen, was ihnen gefällt und nicht, was sich gut verkaufen könnte. Aber hier muss ich auch Ulle recht geben. Vermutlich sind SONIC SYNDICATE tatsächlich anders geprägt und stehen tatsächlich hinter dem was sie machen. Und als 20 Jähriger widerspricht man seinem Plattenlabelboss vielleicht noch nicht so schnell, wenn der einen in ein Latexdress steckt.
Hugin hat geschrieben: Für mich ist Limp Bizkit definitiv auch kein Metal und definitiv uninteressant.
Gut. Das klingt gut, und das seh ich an sich auch weitestgehend so. Nur ist halt die Frage, ob wir die Integrität der entsprechenden Bands wirklich so gut beurteilen können. Nur weil Industrie und Medien etwas hypen, heißt das nicht, dass es die Musiker mit ihrem Material nicht genauso ernst und ehrlich meinen, wie eine von "unseren" Bands. Ich find das meiste Nu-Metal-Zeug auch total unsäglich, aber weiß ich wirklich, ob die ihre Mucke von Herzen spielen oder wegen der Industrie-Trendvorgaben? Ich kann doch immer nur mutmaßen. Reinschauen kann ich nicht. Wenn ich jetzt zum Beispiel an System Of A Down denke, dann werden sicher auch eine ganze Menge "True Metaller" von Trendkacke reden; für mich ist es eine sehr integre und überzeugende Band, die (für mich) mehr Metal ist als... äh... zum Beispiel Edguy. Und die headlinen das Bang Your Head. *g*
Goatstorm hat geschrieben:Na also. Geht doch!
Bis zu einem gewissen Grad lässt sich die Integrität, denke ich, auch als Außenstehender beurteilen. Meistens reicht es schon, zwei oder drei Interviews mit entsprechenden Musikern durchzugehen. Wenn dann zu lesen ist, dass sie die Musik nur machen, weil sie die Metal-Klischees cool finden, dann brauch ich schon gar nicht mehr weiterlesen...
Wegen Amon Amarth. Ich kenne die Band auch schon seit Demo-Tagen und gönne ihnen deshalb auch den Erfolg. Ich finde zwar das ganze Wikinger-Ding total albern, aber naja. Eigentlich stört mich hier eher das Publikum, mit dem ich auf keinen Fall identifiziert werden möchte. Und damit sind wir wieder beim Thema Grenzen.
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