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Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 25. August 2013, 23:56
von Acrylator
Kyo hat geschrieben:Ich kann diese Gedanken zwar einerseits nachvollziehen, andererseits geht mir diese Fixierung auf Innovation immer ein wenig zu sehr davon weg, einen Song nach seiner Qualität zu bewerten. Wenn ein Stück einer neuen Band so gut ist, dass es problemlos auf Images and Words gepasst hätte, dann ist das doch erst einmal eine sehr gute Sache. Ich seh nicht so recht, warum man da neu geschriebene Werke anders bewerten sollte als bspw. spät entdeckte non-Album-Stücke der stilprägenden Bands.

Irgendwer hat mal zu unserer Platte geschrieben, in den 90er Jahren hätte das Album noch mehr beeindruckt (oder so ähnlich). Ich find's wirklich seltsam, 'ne Platte so dermaßen platt nach dem Releasedatum zu beurteilen. Wenn wir jetzt (c) 1996 Relocator auf die CD-Hülle gedruckt und das Ganze als verschollenes 90er-Jahre-Werk verkauft hätten, wäre dann die Musik besser gewesen? Ist doch irgendwie ein beknackter Gedanke.

Einerseits hast du schon Recht, die Musik wird nicht besser oder schlechter durch die Entstehungszeit, dennoch kann ich schon verstehen wenn man die Bedeutung eines Albums eben auch nach dem Erscheinungsjahr beurteilt (bwz. kann man das ja nur vor dem Hintergrund der Entstehungszeit). Und es ist halt auch einfach so, dass ein Album, auf dem ein ganz neuer Stil zu hören ist, allein deswegen schon mal aufhorchen lässt - die musikalische Qualität offenbart sich dann erst mit der Zeit und manches was einem früher neu und frisch erschien, krankt dann im Nachhinein doch an mittelmäßigem Songwriting. Ein neuartiger Stil kann also schon auch als Pluspunkt gesehen werden, wobei das eben nicht das einzige Kriterium sein sollte.

Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 26. August 2013, 00:05
von Ulle
Ich denke ganz einfach, es gibt zwischen "Kopie" und "Innovation" noch ein riesiges Spektrum, während der Thread hier teilweise wieder in reines schwarz-weiß Denken abgedriftet ist.

Es geht natürlich hptsl. darum was gefällt und was nicht und es gibt auch Kopien die ich mag, oder zumindest mochte. Eine Band die eigenständig klingt hat bei mir aber immer einen dicken Sympathiebonus und weckt halt mein Interesse. Vor 20 Jahren haben auch Kopien Interesse geweckt, inzwischen gibt es halt so viel Musik in meinem Leben, dass es für mich persönlich mehr braucht.

Um dann nochmal mit der schwarz-weiß Malerei aufzuräumen.
Selbstverständlich sind FW oder Threshold nicht (mehr) innovativ, aber sie sind auch keine Kopien. Beide Bands klingen nach sich selbst und fallen somit überhaupt nicht in die Kategorie, mit der ich nix mehr anfangen kann.
Wer sein Leben lang immer nur I&W hört, der wird wohl auch selbst eher keine Musik machen, die in irgendeiner Weise frisch klingt oder eigene Ideen transportiert - von Innovation fange ich erst gar nicht an.
Unexpect sind m.E. übrigens auch nicht innovativ, sie denken nur sie wären es.

Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 26. August 2013, 21:01
von Christian Friedrich
Ulle hat geschrieben:Ich denke ganz einfach, es gibt zwischen "Kopie" und "Innovation" noch ein riesiges Spektrum, während der Thread hier teilweise wieder in reines schwarz-weiß Denken abgedriftet ist.

Es geht natürlich hptsl. darum was gefällt und was nicht und es gibt auch Kopien die ich mag, oder zumindest mochte. Eine Band die eigenständig klingt hat bei mir aber immer einen dicken Sympathiebonus und weckt halt mein Interesse. Vor 20 Jahren haben auch Kopien Interesse geweckt, inzwischen gibt es halt so viel Musik in meinem Leben, dass es für mich persönlich mehr braucht.

Um dann nochmal mit der schwarz-weiß Malerei aufzuräumen.
Selbstverständlich sind FW oder Threshold nicht (mehr) innovativ, aber sie sind auch keine Kopien. Beide Bands klingen nach sich selbst und fallen somit überhaupt nicht in die Kategorie, mit der ich nix mehr anfangen kann.
Wer sein Leben lang immer nur I&W hört, der wird wohl auch selbst eher keine Musik machen, die in irgendeiner Weise frisch klingt oder eigene Ideen transportiert - von Innovation fange ich erst gar nicht an.
Unexpect sind m.E. übrigens auch nicht innovativ, sie denken nur sie wären es.


Hihi!

Aber um auf den von Dir gewählten Thread-Titel zurückzukommen: Wie sollte das Genre Prog Metal denn Deiner Meinung nach stattdessen bezeichnet werden? Was wäre "richtiger"?

Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 26. August 2013, 21:05
von Ulle
Images & X Metal wäre passend :smile2:

Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 27. August 2013, 12:31
von Prof
Wenn man, wie yours truly, in einem Land aufgewachsen ist wo seit Dekaden in fast allen kulturellen Bereichen krampfhaft versucht wird, doch bloss 'innovativ' zu sein ohne auf Inhalt und Ästhtetik zu achten, dann erübrigt sich fast jede Diskussion diesbezüglich. Trotzdem ein kleines Posting zum Thema.

Ich kann manchen Standpunkt hier nachvollziehen. Für mich gibt es aber nur ein Kriterium: mag ich die Musik? Ob faux-progressiv, ob bewusst regressiv, mir alles egal.
Wenn WatchTower auf Mathematics irgendwann genau dasselbe machen was sie vor 'zig Jahren auf Energetic disassembly machten, gerne, ich bin dabei. Wenn 1000 innovative Djent-, Mathcore- und Blackjazzkapellen 1000 innovative Scheiben raushauen, gerne, ich geh' dann mal 'ne Aska-Platte hören.

Als A social grace herausgekommen ist, war das stilistisch betrachtet etwas innovierendes (kann man vielleicht nicht so ganz nachvollziehen wenn man damals nicht schon 'ne Weile Undergroundmetal gehört hat). Wäre es aber etwas innovierendes gewesen ohne packende Kompositionen, Melodien und tollen Gesang, hätte es mich nicht interessiert.
Mir geht's um die Melodien und Atmosphäre. Man kann zwar auch Atmosphäre erzeugen ohne jegliche Melodie (ist in bestimmten Pandabärenkreisen sogar Pflicht), aber dann ist's halt nicht für mich. Da bin ich ganz regressiv.

Progmetal war, wie Jeff Wagner in seinem hervorragenden Buch Mean deviation schreibt, von Anfang an ein irreführender Begriff. Selbst verwende ich ja öfter den Begriff Techmetal (wie es WT in den Anfangstagen auch taten). Denn das ist was ich an Bands wie Spiral Architect, Mindwarp Chamber, Vaudeville/Vauxdvihl oder Memento Waltz liebe: technisches Finesse mit Melodie. Obwohl auch das wieder relativ ist: mancher wird in dem vertrackten MW-Zeug nur wenig Melodie erkennen können. Alles Empfindungssache.

Über die kreativ-offenen und Prog-lastigen Siebziger kommen wir dann später nochmal zu sprechen. :smile2:

Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 27. August 2013, 20:20
von Ohrgasm
Prof hat geschrieben:Über die kreativ-offenen und Prog-lastigen Siebziger kommen wir dann später nochmal zu sprechen. :smile2:


Gerne. :smile2:

Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 27. August 2013, 20:27
von Pavlos
Ohrgasm hat geschrieben:
Prof hat geschrieben:Über die kreativ-offenen und Prog-lastigen Siebziger kommen wir dann später nochmal zu sprechen. :smile2:


Gerne. :smile2:


Aber hallihallo!!!!

<3

Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 27. August 2013, 21:37
von holg
Prof hat geschrieben:Über die kreativ-offenen und Prog-lastigen Siebziger kommen wir dann später nochmal zu sprechen. :smile2:


Ich entdecke gerade, angeregt ducrh das wundervolle Denners Trickbag-Album ein paar leckere Sachen, wie Jericho und Three Man Army.

Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 27. August 2013, 22:11
von Ohrgasm
holg hat geschrieben:
Prof hat geschrieben:Über die kreativ-offenen und Prog-lastigen Siebziger kommen wir dann später nochmal zu sprechen. :smile2:


Ich entdecke gerade, angeregt ducrh das wundervolle Denners Trickbag-Album ein paar leckere Sachen, wie Jericho und Three Man Army.


Ich kenne/habe nur das erste Album von Three Man Army (A Third Of A Lifetime) und kann es durchaus weiterempfehlen. Ist jetzt nichts weltbewegendes, dennoch sehr erdiger, ehrlicher und unterhaltsamer Stoff aus den 70ern.

Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 27. August 2013, 22:11
von Fire Down Under
holg hat geschrieben:
Prof hat geschrieben:Über die kreativ-offenen und Prog-lastigen Siebziger kommen wir dann später nochmal zu sprechen. :smile2:


Ich entdecke gerade, angeregt ducrh das wundervolle Denners Trickbag-Album ein paar leckere Sachen, wie Jericho und Three Man Army.

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Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 16. September 2013, 18:46
von Prof
Pavlos hat geschrieben:
Ohrgasm hat geschrieben:
Prof hat geschrieben:Über die kreativ-offenen und Prog-lastigen Siebziger kommen wir dann später nochmal zu sprechen. :smile2:


Gerne. :smile2:


Aber hallihallo!!!!

<3


Mit gehöriger Verspätung dann noch einige Bemerkungen zum Thema 'Weswegen war es in den Siebzigern so anders?'

Vielleicht ein grosser Unterschied ist, dass alles damals in einem anderen Tempo ablief. Das kann jeder nachvollziehen der in den Sechzigern geboren wurde und dann in den Siebzigern aufwuchs. Kinofilme, das Fernsehen (Werbespots!), autofahren, kochen, Musik schreiben und aufnehmen - alles ging halt gemächlicher zu der Zeit als man sich noch Briefe geschrieben hat.

Bands brauchten länger, eine LP fertig zu stellen. Selbstverständlich lag die (technisch-spielerische) Messlatte höher, Schnellschüsse kamen weitaus weniger vor. Man spielte mehr live, weil dies halt möglich war. Eine Band übte und übte und übte und spielte erst dann zusammen eine Single oder LP ein. Das ist bekanntlich etwas ganz anderes als heutzutage das verschicken von diversen Parts per Mail um daraus ein Album zu basteln.
Es sei mir diese Beobachtung gestattet: um mich herum sehe ich nur Leute in Eile, irgendwie irritiert, stetig vernetzt 'dank' Smartphone und anderen Gadgets. Welche Musik, welche Literatur, welche Filme sollen denn aus einer solchen Atmosphäre heraus entstehen?

Damals war die Rockmusikszene nicht so zersplittert wie sie es heute ist. Eine Band hat Einflüsse verschiedenster Spielarten verarbeitet und ist kein Nebenprojekt gestartet weil Einfuss X oder Y nicht zum Bandkatalog passte. Daher rühren ja auch immer die farbenfrohe Kompositionen im Heavy-Prog und Psych.
Das paradoxale des ganzen ist ja, dass dank dem Netz jeder zu Zillionen von Bands Zugang hat - und trotzdem hält sich die Mehrheit der Hörer nur in ihrer eigenen 'Clique' auf.

Ich bin aber davon überzeugt dass vor allem die damals doch sehr andere Mentalität und anderen Umgangsformen sich unbewusst auf die Musik ausgewirkt haben: es war einfach überall mehr Melodie und Optimismus vorhanden, sei es im Heavy-, im Prog- oder im Pop-Bereich. Ohne eine vernünftige Melodie hat schlichtweg nichts funktioniert.
Diese gewisse 'Offenheit' in Verbindung mit Melodik - naiv oder nicht - fehlt zumindest mir heutzutage meistens.

Re: Die falscheste Genre-Bezeichnung: PROG METAL

BeitragVerfasst: 16. September 2013, 19:14
von ricomortis
Prof hat geschrieben:Es sei mir diese Beobachtung gestattet: um mich herum sehe ich nur Leute in Eile, irgendwie irritiert, stetig vernetzt 'dank' Smartphone und anderen Gadgets. Welche Musik, welche Literatur, welche Filme sollen denn aus einer solchen Atmosphäre heraus entstehen?


Auch losgelöst vom eigentlichen Thema, weise Worte. Aus diesem Grund bewundere ich Menschen, die sich dieser Welt (zumindest ein Stück weit) entziehen. Denn auch das Bewusstsein, teilweise selbst so zu leben (und es eigentlich gar nicht zu wollen), reicht manchmal nicht, dem komplett entgegenzutreten.

Und ja, man merkt das definitiv auch der Musik an, vielleicht nicht unbedingt festzumachen an Künstler A oder B (es gibt Ausnahmen), aber am Gesamtbild der "Musikwelt".