Cromwell hat geschrieben:Es kann sein, dass ich Ursache und Wirkung vertausche, aber wenn ich die Progaufgeschlossenen in den mir bekannten Metalforen betrachte, hat in Sachen Prog eine Rückbesinnung auf die 70er stattgefunden. Nicht im Sinne neuer Bands, die wie Progbands aus den 70ern klingen, sondern im Sinne einer Wieder- und Neuentdeckung. Ich kann mich z. B. nicht erinnern, dass vor drei, vier Jahren King Crimson oder die Jagd nach obskuren 70er Prog-Bands und -LPs in Metalkreisen so ein Thema waren (wobei KC natürlich auch wieder aktiver sind als vor einigen Jahren).
Also ich glaube, zumindest unter den Progressive-Metal-Fans gibt es schon viel länger als seit drei, vier Jahren einen Hang zum Entdecken der Ursprünge/Vorläufer.
Das ist meiner Meinung nach auch eine ganz natürliche Entwicklung, zumindest, wenn man sehr viel und sehr intensiv Musik hört.
Die meisten Fans von traditionellem Heavy Metal der 80er (die auch jenseits der großen Namen vieles kennen) landen doch auch früher oder später bei Sachen wie Black Sabbath, Uriah Heep, Scorpions, Deep Purple, Budgie und vielleicht sogar Gun etc.
Bei mir hat das Entdecken von 70er Progrock-Bands bereits vor 12 Jahren so richtig angefangen und es ist noch lange kein Ende in Sicht, da es damals einfach unglaublich viele kreative und auch verschiedenartige/eigenständige Bands in dem Bereich gab. Das ist für mich viel spannender als die meisten heutigen Bands, die unter Progressive Rock/Metal geführt werden und meist doch nur tausendmal Durchgekautes uninspiriert aufwärmen (gibt natürlich auch Ausnahmen, wie z.B. Nucleus Torn, Indukti, Zierler etc.).
In den 70ern finde ich halt a) noch ganz viel Entdeckergeist und Lust, ohne Scheuklappen Unkonventionelles zu erforschen und b) natürliche Sounds, was bei neueren Scheiben ja leider nicht immer der Fall ist (paradoxerweise häufig gerade am wenigsten bei alten Bands aus den 80ern).
Womit ich auch schon erklärt hätte, warum mir "Progressive Metal" neueren Datums häufig auch nur ein müdes Lächeln abringen kann - allerdings gilt das eigentlich für jedes längst etablierte Genre - am Anfang gibt's immer ganz viel Pioniergeist und eine Explosion an Kreativität und spätestens wenn ein Genre sich richtig herausgebildet hat und definiert ist, kommen ganz viele Nachamer, die nur so klingen wollen, wie die Vorreiter und sich dann in ein enges, stilistisches Korsett begeben.
Das Alex die Band, in deren Thread der hier zitierte Satz fiel, im "Prog The World" Unterforum gepostet hat, zeigt mir außerdem auch, wie beliebig der Begriff mittlerweile verwendet wird. Die dort vorgestellte Band ist nicht nur nicht "progressiv" im Wortsinne, sondern hat für mich auch nichts mit dem Genre Progressive Metal zu tun.