Sacred Metal-Board

Folk-Prog-Rock?

Mánar - Mánar (Island, 1971)

Auch wieder so´ne Scheibe, bei der ich seit Jahren sehnsüchtig auf den erlösenden Rerelease warte. Erlösend deshalb, weil das Teil schon im Original in einer klitzekleinen Auflage erschien (=rar und teuer) und es im Laufe der Zeit nur CD und LP Bootlegs mit schlechtem Sound gab. Da ich momentan aber in einer heftigen 70er Phase stecke, und über einen seperaten Thread (nebst Sampler) über den damaligen Sound Skandinaviens (inklusive der nordischen Länder) nachdenke, dachte ich mir, ich muss dieses leider total vergessene Kleinod hier unbedingt mal vorstellen.

Es fällt schwer, "Mánar" einer konkreten Stilrichtung zuzuordnen. Mal gibt es melancholische Psych Sounds zu hören, mal aufbrausende Elemente aus der Symphomic Ecke, und dann widerum werden wunderschöne, kraftvolle Twin Leads aus der Heavy Rock Abteilung präsentiert. Die Isländer gehen, typisch für den hohen Norden, sehr songorientiert vor, der komplette Song steht im Mittelpunkt. Kabinettstückchen gibt es zwar hier und da zu bestaunen, diese laufen aber meistens im Hintergrund ab und halten die Kompositionen so extrem zugänglich. Das Material eignet sich also sowohl für den Rocker, als auch für den Progger.

Eine Platte ohne Schwächen. Wer sie hört, wird mir zustimmen....

TRIANA - Hijos Del Agobio (Spanien, 1977)

TRIANA aus Sevilla kombinierten als erste Band überhaupt Symphonic Prog mit Elementen des heimischen Flamenco. Verspielte, atmosphärisch dicht gehaltene Passagen treffen auf traditionelle, größtenteils natürlich durch die Flamencogitarre und den leidenen Gesang repräsentierte Klänge, oder laufen manchmal sogar parallel ab. Das klingt jetzt vielleicht leicht chaotisch, macht aber Sinn wenn man es hört und fühlt sich mit jedem weiteren Spin homogener an.

Musizierten Saiten und Tasten auf dem ebenso fantastischen (mehr im Folk beheimateten) Debüt "El Patio" (1975) gleichberechtigt nebeneinander, kristallisierte sich schon auf der hier vorgestellten zweiten Platte eine leichte Dominanz der Gitarre heraus. Speziell die Elektrische wurde desöfteren angestöpselt und virtuos bearbeitet, Santana kommt mir da spontan in den Sinn. Die Keyboards sorgen meistens für unterstützende Flächen, setzen aber dann und wann ein paar gekonnt gespielte Solo-Akzente und unterstreichen damit den symphonischen, proggigen Charakter der längeren Nummern. Das Material kommt sehr melodisch daher und hat genügend Hooks am Start um auch Nichtfreunde des spanischen Gesangs zu ködern.

Wer sich jetzt angefixt fühlt kann für sehr viel Geld die Originalplatten kaufen, für relativ wenig Geld die CD Versionen einzeln ergattern, oder gleich die (zugegeben etwas lieblos zusammengeschusterte, musikalisch jedoch absolut hochwertig daherkommende) 5 CD "Original Album Series" Box kaufen. Das Teil beinhaltet die ersten fünf Alben in Cardsleeves und wird zu einem Preis von nicht mal 25 Euro angeboten.

APHRODITE'S CHILD-Sänger/Bassist Demis Roussos ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Hygeia-Hospital von Athen gestorben, wie die BBC berichtet. Der Musiker wurde 68 Jahre alt.
RIP

ANONYMOUS - Inside The Shadow (USA, 1976)

Trotz Du-kannst-alles-kennenlernen-Internet und derzeitigem 70er-Hype: Es gibt sie noch, die Art A-dream-come-true-Scheiben, die scheinbar nur eine überschaubare Anzahl von Freaks kennt, die jedoch in jede Rock-Sammlung auf diesem Planeten gehört!!!

Meinen Erstkontakt mit "Inside The Shadow" hatte ich vor ein paar Jahren, als ich auf der wirklich grandiosen http://badcatrecords.com/ Seite ein Review zur Platte las. Der Betreiber der Page gibt dort folgendes zu Protokoll:

"I simply can't lavish enough praise on this set ... of the 35,000 albums I own, it's one of perhaps 50 that I would give a five star rating to. Do yourself a favor and buy a copy".

Nach den ersten paar Spins dachte ich, der gute Mann hat einen Hang zum Übertreiben, aber mit jedem Jahr und jedem Spin der Scheibe würde ich ihm mittlerweile recht geben. Das ist supertoller Stoff - und zwar jeder einzelne darauf enthaltene Song!!

Alte FLEETWOOD MAC und JEFFERSON AIRPLANE (Sängerin Marsha Rollings klingt stellenweise wie Grace Slick) würde ich jetzt als Orientierung nennen. Die Gitarrenarbeit ist fantastsich (´Pick Up And Run´), die Vocal Arrangements sind absolut top (hört euch nur mal den Opener ´Who´s Been Foolin?´ an), das gekonnte Zusammenführen von lebendigen West Coast Elementen, ruhigen Folk Elementen (´Up To You´) und latent melancholischer Grundstimmung macht diese Scheibe zu etwas ganz besonderem. Der kürzlich verstorbene Psych-Ikone Patrick "Lama" Lundborg (u.a. Acid Archives) bezeichnet das Album nicht umsonst "close to the perfect album".

Ich schiebe hier spontan noch den oben angesprochenen Opener hinterher.

Der Gesang.....

Anonymous gefällt mir gut, die beiden Songs hab ich mir gestern Abend mal angehört und gleich als Bookmark gesetzt.

darklord hat geschrieben:Anonymous gefällt mir gut, die beiden Songs hab ich mir gestern Abend mal angehört und gleich als Bookmark gesetzt.

Bei Gefallen bitte auch die damals gleich nach dem Debüt aufgenommene, jedoch bisher nicht veröffentlichte "No Longer Anonymous" Scheibe antesten. Beide Alben gibt es seit letztem Jahr übrigens als Rerelease. Obwohl auf dem Zweitling nun mit zwei Gitarristen musiziert wurde, sind die Songs noch relaxter, ja vielleicht noch zahmer als auf dem grandiosen Einstand - und trotzdem weiß die Band, die sich zum Zeitpunkt der Aufnahme schon in J RIDER umbenannt hatte, erneut mit eingängigen Stücken zu begeistern.

Anonymous, wunderschön...
Pavlos, Danke für den Tipp!

Hm... dieses Mal ist die hierkredenzte Musik weniger nach meinem Geschmack. Was nicht heißen soll, dass sie schlecht wäre, kommt für mich jedoch nicht über mehr als ein "ganz nett" hinaus...

Trotzdem immer wieder schön, die lyrischen Ergüsse des Herrn Pavlos in einem der besten Threads des gesamten Forums zu lesen.

dawnrider hat geschrieben:

Loomis hat geschrieben:

Pavlos hat geschrieben:

=



+

Er ist es!

WItzig auch das Zitat, das ich mal in irgend einem fragwürdigen Forum gelesen habe, als ich recherchiert habe, wie Burzum dort aufgenommen wird: "Theodor Kittelsen hat schon im 19. Jahrhundert Burzum-Covers gemalt."

WERWOLF - Creation (Deutschland, 1982)

Auf WERWOLF aus Olpe im Sauerland (die Herkunft raubt dem Bandnamen irgendwie das Gefährliche, wie ich finde) bin ich in einer der letzten eclipsed Ausgaben gestoßen. Die Band bzw. ihre leider einzige Platte "Creation" wurden dort in der "Längst vergessen" Rubrik vorgestellt, und damit eben das nicht passiert will ich hier auch mal ein paar Sätze zu diesem kleinen Schatz schreiben.

WERWOLF spiel(t)en symphonischen Prog Rock der ganz entspannten Art. Über den sechs sorgsam ausgetüftelten Nummern liegt ein Teppich aus Melancholie, Zerbrechlichkeit und Mystik, Freunde von ELOY, CAMEL und RENAISSANCE dürften also voll auf ihre Kosten kommen. Gesungen wird relativ wenig, aber wenn Gitta Löwenstein ans Mikro tritt, dann sind das einfach nur schöne Momente. Selten einen so schüchternen, jedoch stets irgendwie dann doch erhabenen Gesang aus dem Deutschland der 70er bzw. frühen 80er gehört. Ein Extralob geht auch an Gitarrist Gerd Heuel, der in Sachen traumhafte Melodien und Soli so manche Asse aus dem Ärmel zaubert.

Die CD Versionen des Albums beinhalten drei weitere Tracks, die 1979 als so´ne Art Demo aufgenommen wurden um an einen Plattenvertrag zu kommen. Dass diese drei Nummern damals nicht ausreichten um einen Deal zu ergattern lässt mich ratlos mit den Schultern zucken, denn viel besser als den Elfeinhalbminüter ´My Story´ kann man diese Art Musik nicht erschaffen.

Leider gibt es sowohl ´My Story´, als auch ´Der achte Tag´ (ein weiterer Longtrack, der keine Wünsche offen lässt) nicht auf youtube zu bestaunen, aber das verträumte ´Way To Paradise´ sollte auch zu gefallen wissen:

Wo Du nur immer solche Sachen ausgräbst...

Liebster Pavlos, das ist ein absoluter Volltreffer, wie zauberhaft schön ist das denn bitte? Wirkt aber irgendwie wie aus der Zeit gefallen, ich mein, solche Musik aus Deutschland (!), 1982 (!!!) - das passt auf den ersten Blick erst gar nicht. Aber dann irgendwie doch. Unfassbar verträumte und melancholische Musik wie ich sie liebe. Wo kann ich das bestellen? Das muss sofort her.
Und Herr Grieche, erinner mich bitte auf dem KIT daran, dass ich Dir mal unbedingt ein Getränk Deiner Wahl ausgeben muss für Deine wunderbaren Tipps in dem Thread hier.

PS: bei dem verlinkten Beispiel singen aber doch Männlein und Weiblein, oder?

Fire Down Under hat geschrieben:Wo Du nur immer solche Sachen ausgräbst...

Liebster Pavlos, das ist ein absoluter Volltreffer, wie zauberhaft schön ist das denn bitte? Wirkt aber irgendwie wie aus der Zeit gefallen, ich mein, solche Musik aus Deutschland (!), 1982 (!!!) - das passt auf den ersten Blick erst gar nicht. Aber dann irgendwie doch. Unfassbar verträumte und melancholische Musik wie ich sie liebe. Wo kann ich das bestellen? Das muss sofort her.
Und Herr Grieche, erinner mich bitte auf dem KIT daran, dass ich Dir mal unbedingt ein Getränk Deiner Wahl ausgeben muss für Deine wunderbaren Tipps in dem Thread hier.

PS: bei dem verlinkten Beispiel singen aber doch Männlein und Weiblein, oder?

Das wusste ich, dass Dir das gefällt! Mir aber auch.

Fire Down Under hat geschrieben:PS: bei dem verlinkten Beispiel singen aber doch Männlein und Weiblein, oder?

Richtig. Schlagzeuger Peter Besting darf auch ans Mikro, agiert meistens aber im Background als Zweitstimme.

Fire Down Under hat geschrieben:Wo kann ich das bestellen?

Die CD steht immer wieder mal auf ebay. Du MUSST dir unbedingt mal ´Der achte Tag´ anhören

Fire Down Under hat geschrieben:Und Herr Grieche, erinner mich bitte auf dem KIT daran, dass ich Dir mal unbedingt ein Getränk Deiner Wahl ausgeben muss für Deine wunderbaren Tipps in dem Thread hier.