Heavy Metal als Gegenentwurf zum Mainstream mag Anfang der 80er noch richtig gewesen sein, allerdings ist das heutzutage längst passé. Betrachte ich den Metal in seiner Gesamtheit, so ist er längst Mainstream, insbesondere wenn man ihn mit anderen, ich möchte fast sagen richtigen Subkulturen wie bspw. Rockabilly oder Northern Soul vergleicht. Da nützt es auch nichts, wenn man im Metal extreme Randbereiche finden kann, für die man auch heutzutage noch schräg angeguckt werden kann, sofern man sich auf diese Bereiche spezialisiert.
Die von mir so geliebten und auch hier im Board überwiegend behandelten klassischen Spielarten schocken niemanden. Ganz im Gegenteil verhält es sich so, dass fast jeder etwas mit dieser Musik anfangen kann, auch wenn der- oder diejenige primär andere Musik hört, nicht 1000 Underground-Bands kennt, respektive mit einer stattlichen Tonträger-Sammlung aufwarten kann. Diese Leute mögen dann zwar geschmacksmäßig nicht so breit aufgestellt sein, wie der, welcher in erster Linie Metal hört, aber irgendwas lässt sich für fast jeden finden. Habe ich oft genug getestet und das Ergebnis ist ganz eindeutig. Nicht umsonst verfügen auch die allermeisten großen Tonträger-Anbieter immer auch über eine nicht gerade kleine Metal-Abteilung, was doch wohl vermuten lässt, dass noch mehr Leute außer ein paar spezialisierter Freaks diese Mucke hören/kaufen.
Nun zum Vinyl. Dass es im Metal einen aus meiner Sicht fragwürdigen Trend hin zum Vinyl gibt, meine ich wahrgenommen zu haben. Das ist allerdings nichts, was der Metal exklusiv für sich gepachtet hat und wenn ich nun darauf zurückkomme, dass der Metal eigentlich gar keine richtige Subkultur ist, so fällt mir bei Betrachtung der (Jugend)Kulturen, in den das subkulturelle Element noch wesentlich ausgeprägter ist, auf, dass dort noch viel stärker als im Metal Wert auf Vinyl gelegt wird. Ab und an lese ich auch mal in einem solchen Subkultur-Forum mit und dort heißt der Thread für die neuen Tonträger nicht „Zuletzt gekaufter Tonträger“, sondern „Euer neustes Vinyl“.
Eine Andersartigkeit durch das Kaufen von Vinyl zum Ausdruck zu bringen, kann ich nicht erkennen. Das war Mitte der 90er so, als die allermeisten nur CDs gekauft haben, aber mittlerweile wird so viel Vinyl gekauft, dass es in meinen Augen eher Trendreiterei ist, dieses zu tun, denn es macht gefühlt jeder. Womit ich auch wieder bei einer meiner Lieblingsthesen bin, nämlich der, dass auch die Mehrheit der Metaller innerhalb ihres Universums nur Trendhuren sind, so wie die allermeisten anderen Menschen innerhalb ihrer Universen auch. Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass selbst Media Markt und Saturn hier in Bielefeld Vinyl-Abteilungen haben, was man wohl auch als Indiz dafür sehen kann, dass das Vinyl seinen zwischenzeitlichen Underground-Status verloren hat.
Acurus-Heiko hat geschrieben:Seine besondere archaische Grundhaltung bringt der Metaller durch teilweise irrationale Anhäufung und Zurschaustellung technisch überholter Tonträger (LP) zum Ausdruck. Das stärkt sein Selbstwertgefühl und überhöht seinen Anspruch auf Andersartigkeit.
Womit mir bei einer weiteren meiner Lieblingsthesen sind, welche besagt, dass Metal schon immer viele Leute, die unter komischen Komplexen leiden, angezogen hat.
Okay, meine Thesen mögen das Potential haben, dass sich manch einer vor den Kopf gestoßen fühlt, aber ich weiß auch sehr gut, dass es eine Menge Metaller gibt, die schwer in Ordnung sind. Darüber hinaus deucht mir auch, dass gerade hier am Board viele solcher anzutreffen sind. Also, bang on...