Habe gerade auf VH1 eine 2-stuendige (?) Rush Doku gesehen, und bin gerade voellig geplaettet, und zwar erstens von deren Musikalitaet und zweitens ihrem Charakter.
Zu ersterem muss man sicherlich nicht mehr viele Worte verlieren. Ich mach's trotzdem: Wenn ich sehe wie ein Geddy Lee es anstellt, gleichzeitig Bass und Keyboard zu spielen und sich dabei mit der Nase das Mikro zurechtrueckt um dazu auch noch wie ein Zeisig zu traellern, muss ich immer fast schon lachen, so unfassbar ist das.
Und Neil Peart muss ganz einfach der beste Drummer der Welt sein. Erstens, weil alle anderen besten Drummer der Welt sagen, dass er es ist. Und zweitens: Wenn jemand nach 20 Jahren, in denen er bereits der beste Drummer der Welt war, anfaengt Schlagzeugunterricht zu nehmen, seinen Stil umkrempelt und ploetzlich zum klassischen Drumstick Haltung wechselt, um sich weiter zu verbessern, dann muss er einfach der verdammt nochmal coolste Kesselbearbeiter aller Zeiten sein!
Und als Gesamtpaket sind die Herren in ihrer tightness sowieso unerreicht.
Aber das wusstet ihr bereits alles...
Was mich aber fast noch mehr fasziniert ist der Charakter dieser Herren. Folgendes hat mich besonders beeindruckt:
1. Vor allem Leifson und Lee sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die nettesten Menschen auf diesem Planeten, die auf Weltstar-Niveau musizieren.
2. Rush haben sich nie in die musikalische Ausrichtung reinreden lassen. Sicherlich haben sie sich zeitweise beraten lassen (sicher auch mal falsch), aber gerade dann wenn sie irgendjemand (Plattenfimen) in eine bestimmte, kommerziellere Richtung draengen wollte, haben sie genau das Gegenteil gemacht und eine voellig verkopfte Scheibe aufgenommen. Kommerzieller (Hemispheres, Moving Pictures) wurden sie erst dann, als sie selbst etwas die Nase voll davon hatten, sich ihre eigenen Stuecke nicht mehr merken zu koennen, weil sie’s mit dem Progfaktor etwas uebertrieben hatten.
3. Ihr musikalisches Talent haben Rush immer nur durch eines uebertroffen: Ihre voellige Unfaeigkeit sich Rockstar-maessig zu kleiden oder aufzufuehren. Wahrscheinlich haben sie aber unter anderem genau dadurch die Massen erreicht (Es grenzt natuerlich schon fast an Autismus, wenn man mit Kiss in den 70ern auf grosse Amerika-Tour geht, und seine Abende auf dem Hotelzimmer mit Buecher lesen verbringt...)
4. Vor einem Menschen wie Neil Peart, der sowohl seine Tochter als auch seine Frau auf tragische Weise verloren hat, und heute wieder die Massen hinterm Drumkit begeistert, habe ich ganz einfach tiefsten Respekt.
So, und hier ist nun die Sache mit Rush und Ice-B: Es gibt Bands, die kann ich mir ueberall, in jeder Stimmung und zu jeder Tages- und Nachtzeit reinlaufen lassen. Bei Rush kann ich das nicht. Ich habe auch manchmal meine Probleme mit dem Gesang und wenn’s zu verkopft wird, muss ich was anderes auflegen. Aber es gibt trotzdem wenige Bands die mir sympathischer waeren. Ich mag Rush!
Herzlichst
Ice-B
