von Raf Blutaxt » 16. Januar 2012, 13:26
Mein schönstes Ferienerlebnis
Am letzten Wochenende bin ich mit ein paar Freunden nach Würzburg zum Metal Assault gefahren. Da Würzburg weit weg ist und wir mit dem Zug gefahren sind, musste ich schon ganz früh aufstehen. Um sechs Uhr, um genau zu sein, was für einen Studenten eine ziemliche Herausforderung sein kann. Außerdem habe ich am Tag vorher mit meinen Freunden ein Abendseminar über Heavy Metal abgehalten, während dem ich nicht nur Bier getrunken habe, sondern auch versucht habe, meinen Freunden zu erklären, warum Dark Forest, Asgard, Sinister Realm, Pagan Altar und Satan so toll sind. Diese Versuche waren leider nur teilweise von Erfolg gekrönt, aber zumindest musste ich das Bier nicht bezahlen. Deshalb war ich am Samstag morgen auch noch recht müde, als ich aufstehen musste. Mein Hund war noch viel entsetzter, dass er um eine solch gottlose Stunde geweckt wurde, zumal er ja noch weiter schlafen konnte, nachdem ich gegangen war. Als ich zum Bahnhof wollte, wurde es zum ersten Mal richtig aufregend. Mein Bus kam nämlich erst zehn Minuten zu spät und ich hatte bereits Angst, dass ich meinen Zug verpassen würde. Deshalb bin ich auch einige Haltestellen zu früh ausgestiegen und habe eine Abkürzung genommen, die ich dann zu Fuß in rekordverdächtiger Zeit zurückgelegt habe.
Am Bahnhof angekommen war ich dann froh, dass alle meine Freunde ebenfalls rechtzeitig da waren und wir stiegen in unseren ersten Zug.
Eine Stunde später waren wir dann in Frankfurt, wo wir eine lange Umstiegspause durch einen Besuch beim Brötchenkönig verkürzten. So frisch gestärkt haben wir dann den zweiten Zug nach Würzburg betreten und ihn auch bis zum Endhalt nicht mehr verlassen. In Würzburg angekommen habe ich auch direkt den Freund meiner Schwester getroffen, der extra für diesen Tag aus Leipzig mit dem Zug angereist war. Zusammen sind wir dann zur Posthalle gegangen, wo wir darauf gewartet haben, dass die Türen geöffnet werden und wir der Kälte und dem Wind entkommen konnten. Als das dann endlich geschah, sind wir schnurstracks nach oben gegangen, wo ich direkt zwei CD's gekauft habe, eine von Heir Apparent und eine von Valkyrie. Noch bevor ich meinen Rucksack an der Garderobe abgeben konnte, fing dann auch die erste Band an, zu spielen. Asgard kommen aus Italien und spielen Speed Metal, der klingt wie eine tolle Mischung aus der Musik von Agent Steel und Helloween. Die Musiker waren sehr motiviert und haben deshalb in der Aufregung auch manchmal etwas aneinander vorbeigespielt. Aber die gute Laune und Begeisterung haben sich zumindest auf mich sehr schnell übertragen und ich habe zum ersten Mal an diesem Tag geheadbangt. Gegen Ende des Auftritts habe ich dann noch eine gute Freundin getroffen, die aus Amerika kommt. Diese hat mir vor lauter Freude über unser Wiedersehen direkt ein Bier gekauft, das ich dann getrunken habe. Der Sänger von Asgard ist übrigens unglaublich gut, gerade in den höheren Tonlagen habe ich das eine oder andere Mal sehr gestaunt.
Nachdem Asgard fertig waren, habe ich meinen Rucksack an der Garderobe abgegeben und bin dann ganz nach vorne zur Bühne gegangen, um Dark Forest bei ihrem Konzert zu beobachten und zu unterstützen. Diese Band aus England spielt wunderschöne Musik mit vielen Melodien, die etwas traditionell klingen. Der ganze Auftritt war sehr toll und neben ein bisschen Headbangen habe ich dieses Mal vor allem lauthals mitgesungen. Alle meine Lieblingslieder wurden von der Band dargeboten und so war ich restlos glücklich.
Als nächstes bin ich mit meiner Freundin aus Amerika und ihrem Freund zum Bahnhof gegangen, wo wir ein weiteres Bier gekauft haben, dass wir dann vor der Halle getrunken haben, während wir uns unterhalten haben. Deshalb habe ich auch den Anfang der nächsten Band, Tyranex, verpasst. Aber einen großen Teil des KOnzertes habe ich dann aus den hinteren Reihen des Publikums verfolgt und war sehr zufrieden. Der Thrash Metal klang live etwas klarer, als auf dem Album und die Sängerin war sehr sympathisch. Mein Lieblingslied "Tormentor" wurde gespielt und so war ich froh, doch noch so viel von Tyranex gesehen zu haben.
Als nächstes habe ich mir schnell ein weiteres Bier gekauft und bein weit nach vorne, vor die Bühne gelaufen, um Sinister Realm zuzujubeln. Die Band hat ihren Auftritt Ronny James Dio, Tony Iommi und der Mutter des Sängers gewidmet und alle drei können stolz über diese Widmung sein. Sehr engagiert trugen die amerikanischen Musiker Lieder von ihren beiden Alben vor und bemühten sich auch in den Pausen, das Publikum zu weiteren Begeisterungsausdrücken zu motivieren. Nach Dark Forest war dies der zweite Höhepunkt des Tages für mich und ich habe meiner Begeisterung nach dem Konzert durch den Kauf eines T-Shirts der Band Ausdruck verliehen.
Als nächstes durften Ram aus Schweden ihre Musik vor dem Publikum vorstellen. Die Band ist sehr beliebt und hat auch dieses Mal mit sehr viel Elan einen äußerst guten Auftritt abgeliefert, der allen Klischees des Heavy Metal Rechnung trug. Leider kenne ich das Liedgut nicht so gut und vieles lief deshalb etwas an mir vorbei. "Machine Invaders" hat mir dann aber doch sehr gut gefallen.
Nun waren Pagan Altar aus England an der Reihe. Im Vorhinein habe ich mich sehr auf den Auftritt gefreut, da ich die Musik der Band sehr liebe und auch der erste Auftritt, den ich von der Band besuchen konnte, war sehr gut. Leider litt die Band unter technischen Problemen und verspielte sich mehrmals. Es war alles in allem eine große Enttäuschung, lediglich "Samhein", das sie zwar ein zweites Mal anfangen mussten und auch dann zu schnell gespielt haben, fand ich sehr gut, was aber vor allem an dem Lied, nicht am Vortrag lag. Ich werde die Band wohl noch ein weiteres Mal in diesem Jahr, auf dem Headbangers Open Air, bewundern können, hoffentlich wird dieser Auftritt wieder besser.
Die britische Thrash Metal Band Onslaught hat vor vielen Jahren ein Album mit einem anderen Sänger veröffentlicht, das leider keinen großen Erfolg hatte. Nun haben sich aber einige ehemalige Musiker von Onslaught mit diesem Sänger, der auch bei der Band Grim Reaper singt, zusammengetan, um die Musik von damals noch einmal vor geneigtem Publikum zu präsentieren. Den Anfang dieses Konzerts habe ich leider wegen eines kurzen Gangs zum Bahnhof und dem Erwerb und Verzehr eines belegten Brötchens verpasst, die Lieder die ich sehen konnte, waren jedoch sehr gut. Zum Abschluss wurden noch zwei Lieder von Grim Reaper gespielt, die mir noch besser gefallen haben, bevor dann noch "Let There Be Rock" von AC/DC gespielt wurde. Das war dann zwar auch sehr kompetent vorgetragen, aber ein eigenes Lied wäre mir lieber gewesen, auch wenn das Lied natürlich auch schon auf dem Album damals drauf war.
Die nächste Band war wieder aus England und hatte bereits letztes Jahr auf dem Keep It True Festival gezeigt, dass sie hervorragende Konzerte spielen kann. Auch dieses Mal überzeugten mich Satan wieder mit ihren tollen Songs, ihrem Enthusiasmus auf der Bühne und zwei neuen Liedern, die zwischen all den alten, tollen Stücken gar nicht auffielen, was wohl bedeutet, dass sie ebenfalls sehr toll sind.
Es fehlten noch zwei Bands und ich traf endlich wieder einige der Freunde, mit denen ich am Morgen aufgebrochen war. Zusammen haben wir uns dann Heir Apparent aus Amerika angesehen, die vor allem Lieder ihres ersten Albums spielen wollten. Leider konnte der Sänger der Band nicht mit nach Würzburg kommen, weshalb ein anderer Sänger ausgeholfen hat. Die Ansagen dieses Sängers waren etwas seltsam, da ich mit dem ersten Album der Band bisher noch nicht vertraut war, konnte ich seie Gesangsleistung jedoch nicht beurteilen.
Als letzte Band des Abends spielten noch Sanctuary, ebenfalls aus Amerika. Die Band hatte lange Zeit nicht zusammen Musik gemacht, nur der Sänger und Bassist waren mit einer anderen Band, Nevermore, in den letzten zwanzig Jahren ständig beschäftigt. Da der Sänger auch immer wieder zu viel Alkohol getrunken hat, wurden vor dem Konzert immer wieder Vermutungen angestellt, ob dieser Auftritt gut werden würde, vor allem, weil manche der alten Lieder sehr hohe Gesangsmelodien haben. Das Konzert war dann aber doch sehr gut, wobei ich aufgrund der späten Stunde, des häufigen Biergenusses und meiner generellen Euphorie wohl auch einige Makel in der Darbietung überhört haben dürfte.
Vor dem Sanctuary Konzert habe ich mir auch noch ein T-Shirt von Satan gekauft, da ich bereits nach dem Keep It True eines gesucht habe, aber bis Samstag keines gefunden hatte. Nun fuhren meine Freunde mit einem Auto zurück nach Marburg, in das ich aber nicht mehr hineingepasst habe. Deshalb ging ich mit dem Freund meiner Schwester zum Haus der 150 Biere, in dem es laut der Webseite der Kneipe eigentlich sogar 168 verschiedene Biersorten gibt, um die Zeit bis zu einem frühen Zug zu verbringen. Dort traf ich dann einige Bekannte, mit denen ich bereits im letzten Herbst beim Hammer of Doom Festival dort so manche heitere Stunde verbracht habe. Leider war dieses Mal alles etwas unkonzentrierter, die meisten Leute verliefen sich schnell wieder woanders hin und ich ging mit dem Simon und dem Freund meiner Schwester zum Bahnhof, wo ich zum ersten Mal den Holg, den Kubi und die Petrunella getroffen habe, die dort gerade einen Tee getrunken haben. Auch The Aftermath kam kurz vorbei, bevor dann fast alle weggingen. Dann ging ich wieder zurück ins Haus der 150 Biere, wo ich noch ein Altmünsterer trank, fast einschlief und dann noch den Cimmerer getroffen habe. Als die Kneipe ihre Tore schloss, gingen der Freund meiner Schwester und ich wieder zurück zum Bahnhof, wo ich noch ein letztes Mal den Sedlmaster getroffen habe, der mir erneut über seine Begeisterung für Dark Forest berichtete, in die ich gerne einstimmte. Auch über den Auftritt von Heir Apparent sprach er noch voller Emotionen, auch wenn diese vor allem von seiner Entrüstung über den Sänger überschattet wurden. Als auch der Sedlmaster zu seinem Zug ging, verbrachte ich noch einige Zeit mit dem Freund meiner Schwester und einigen Bekannten von ihm, die gemeinsam auf ihren Zug warteten. Nachdem auch sie fort waren, war ich nun ganz alleine Am Bahnhof und widmete mich dem leider recht langweiligen Hörbuch "1Q84", bis dann um halb acht, genau 24 Stunden nach meiner Abfahrt in Marburg, endlich der Zug nach Frankfurt kam. Die Rückfahrt verlief dann sehr ruhig, ich schlief diverse Male kurz ein, nutzte einen längeren Aufenthalt in Frankfurt für einen weiteren Besuch bei Burger King und kam schließlich um kurz vor elf in Marburg an. Leider hatte ich den einzigen Bus, der Sonntags zu meiner Wohnung fährt gerade verpasst und musste nach Hause laufen, was noch fast eine halbe Stunde dauerte. Völlig erschöpft aber sehr glücklich habe ich mich dann erst einmal hingelegt.
Es war ein wunderschöner Tag, voller netter Leute und toller Musik, den ich nie vergessen werde. Es war mit Sicherheit mein schönstes Ferienerlebnis.
The people united can never be ignited.