Ein Review zu YEZDA URFA - Sacred Baboon von Holger Grütner aus Babyblaue-Seiten:
Dieser Platte fehlt es vor allem an einem: Atmosphäre!!!
94 Songideen rammeln in 42 Minuten durch deine Gehörgänge. Alle 45 Sekunden - Change! - rappeldizong - Change! .... Was für eine Atmosphäre sollte das sein, die da entstehen könnte?
Beim spastischen Zahnarzt? Beim epileptischen Chirurgen? ..... Stotternder Fluglotse?
„Wahnwitziger Mix", „endgültig am Rad drehen", „Aufputschmittel" trifft da schon besser, was den Reiz dieser Platte ausmacht. Auch dass sich YU „nicht so ernst nehmen" - also Humor haben - wurde ihnen bereits bescheinigt; aber:
Keiner spricht aus, was diese Platte eigentlich ist:
Persiflage. Arschtritt in Richtung Prog.
Die absolute HURZ Version des Art Rock.
(Ist Hape Kerkelings Meisterstück dem Leser noch ein Begriff?)
Soll man als Fan des hier geschlachteten Musikstils beleidigt sein oder mitlachen?
Ich hab mich für's Mitlachen entschieden.
„Hey", mag Mr. Marc Miller eines schönen Tages gesagt haben, „Ich kann jetzt den Squirebass richtig! Laßt uns mal ne Yesplatte machen. Sowas kriegt doch jeder hin! Die komponiern doch gar nicht. Die blenden! Einfach so: Du, Phil, spielst ein paar Brahms- und Straußzitate, ich spiel Squire. Brad trommelt alle meine Entchen rückwärts und dir, Marky two, wird schon was einfalln. Mach bisschen Hendrix und bisschen the clap, damit der Howe erkennbar wird. Okay? Los Boys! Den Rest besorgt die Studiotechnik ..."
„Hey, stop mal! Und was ist mit mir?"
„Du Ricky? Na - versteht sich doch von selbst! Kreisch was von Riesen und Elfen zusamm'. Anderson macht aus einer Fußnote einer Hinduschwarte ein Doppelalbum, da wird dir doch aus der gesamten Bandbreite Absurdistans soviel einfallen, dass es wenigstens für eine Platte reicht!"
Gesagt - getan.
Vielleicht sind wir Progfans ja doch nur Höflinge am Hofe des kleiderbesessenen Kaisers?
Aber was soll's. Wie müssen sich da erst Free-Jazzer vorkommen! Ha!
Immer noch Zweifel?
Ganz egal, wo der Ort nun liegt, nach dem sich die Band benannt haben soll - versucht einfach den Bandnamen mal möglichst akzentfrei englisch auszusprechen. Klingt das nicht irgendwie nach ..... eben. Eimer holen.
Sacred Baboon - heiliger Furz.
Auf dem Cover grinst ein Affe in eine Einöde voller Artgenossen. Interpretieren Sie die Bildaussage mit Bezug auf den Prog!
Wem das immer noch nicht reicht: Was spielen die da überdeutlich in den letzten Takten der Platte? Aktiviert das keine Erinnerungen an vergangene Kindergartentage?
Obwohl sie sich so sehr nach Yes anhören - hier metzeln die besten Schüler Zappas eine heilige Kuh, die der Meister selbst in Ruhe ließ.
Die Platte macht Spaß UND nervt.
Peinlich für Yes: Was hier 1976 augenzwinkernd zusammengekracht wurde, klingt so ähnlich wie manche verunglückte Passage auf „Drama" oder „Open your eyes". Sie kopierten unfreiwillig unbewußt - und obendrein todernst - ihre eigene Karikatur!