Habe vor kurzem das fünfte Album "Between Heaven and Hell" von 1977 für kleines Geld auf Vinyl (zwar nur die Nachpressung von 1980, aber who cares...) bekommen und komme mit einer kurzen Albumvorstellung ums Eck:

Bereits auf dem ersten Song (gleichzeitig der Titeltrack), der mit knapp 20 Minuten die komplette A-Seite einnimmt, wird riesengroßes und z.T. richtig abgefahrenes Prog-Kino aufgefahren...
Das ca. 4 Minuten lange Intro ist dabei für 1977 wahrlich kranke Scheisse und würde gar mancher Black Metal-Band gut zu Gesichte stehen! Eingeläutet von derbem Krach (!) via Gitarre wird hier die düstere Stimmung des Covers mittels weniger, punktuell eingesetzter Synthieklänge und einzelnen Effekten perfekt in Musik umgesetzt (es klingt völlig unterweltlich, krass und dunkel), bevor mittels eines Krescendos der Beginn des eigentlichen Songs verkündet wird. Es schließt sich ein Gitarrensolo an, gefolgt von einer klassischen Progressive Rock-Passage, dank der Synthies und einer Orgel aber immer mit düsterem und, durch den Gesang klar melancholischem Unterton. Nach einem kurzen eher beschwingten und "positiven" Intermezzo folgt bei Minute 10 wieder ein krasser Break:
Sakral anmutende Chöre* sorgen für einen abrupten Stimmungsumschwung, nach kurzer Zeit gesellt sich unterschwellig wieder ein Synthesizer hinzu, ein zweiter lässt eine unheilvoll-schöne, dramatische und irgendwie auch dezent epische Melodielinie erklingen. Dieses Thema wird von der Gitarre schließlich aufgegriffen, die mit selbigem ausgiebig umhersoliert. Kurz vor Schluss nochmal eine kurze Kirchenchor-Passage gefolgt von einem Zitat/Variation der Prog-Passage vom Anfang. So endet der "Song"...
Ein wahrer Monumental-Hammer, den man vielleicht mehrmals hören sollte, bevor er sich einem erschließt. Sollte man aber kennen, diese düstere, fast schon besessene Atmosphäre die das Stück verbreitet, hat es absolut in sich!!
Der im Vergleich dazu recht "kurze" Song "Twilight" (über 8 Minuten) eröffnet die B-Seite. Man könnte das, was hier geboten wird, wohl am ehesten mit "Doom-Prog" umschreiben, falls es sowas gibt. Die Riffs in der ersten Hälfte des Songs klingen tatsächlich leicht doomig, das Tempo passt ebenfalls. Gegen Ende wird das Tempo dann aber doch noch langsam angezogen. Auch hier wieder wunderbare Orgel- und Keyboard-Geilereien en masse. Zwei Minuten vor Schluss erfährt auch dieser Song einen Break in Form eines Keyboard- und Orgeloutros, das mich an etwas erinnert, auf das ich aber grad nicht komm' (und sehr wahrscheinlich auch erst später erschienen ist).
"Voice in the Wind" ist ein ruhiges Lied, jedoch keine Ballade, da die Stimmung dafür viel zu düster, ja, fast schon depressiv ist, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite klingt es dann wieder recht entspannt und laid-back-mäßig. Sehr merkwürdiger Song, was ihn aber genau deswegen, durch diese Diskrepanz so interessant macht. Erinnert mich ein bisschen an "Yesterday's Hero" von WARRIÖR (ich weiß, dass das erst 2 Jahre später erschienen ist). Zudem bisher das einzige mir bekannte Lied, bei dem ein Schellenkranz vernünftig eingesetzt wurde.
Der letzte Song dagegen ist ein Ausfall und will so gar nicht zu dem abgefahrenen Rest der Platte passen. Hier wird ziemlich belangloser Boogie-Rock im Midtempo gespielt. Zwar ist das schon nicht schlecht gemacht, aber trotzdem nicht so mein Fall. Sehr wahrscheinlich aber war's Absicht, zum Ausklang des Albums nochmal ein etwas positiveres Lied zu platzieren, da sich vermutlich der ein oder andere Hörer sonst die Pulsadern aufgeschnitten hätte.
Dieser eine, noch dazu kurze Stinker schmälert aber den Gesamteindruck der LP nicht im Geringsten.
Die Scheibe ist allerdings auch meine bisher einzige der Band, mag vielleicht jemand was zu den anderen Alben der Band schreiben?
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* geklaut von Czesław Niemen - "Bema pamięci żałobny rapsod", polnischer (!) Prog von 1969 (!!!), völlig unfassbar: