von Jutze » 14. Juni 2020, 20:23
ANGRA - Holy Land. Keine Frage. Nach dem starken Debüt war die Erwartungshaltung groß. Und irgendwie hat die Band das saustarke Level ein zweites Mal erreicht. Der Sound war etwas voller und vielschichtiger geworden; alles klang (und klingt) direkter als bei "Angels Cry". Mit "Nothing to Say" geht es gleich mächtig gelungen los. Einmal mehr gibt es statt Tralala-Refrain eine etwas zerstückeltere Hookline. Gut so. Anschließend wird das Tempo viel variiert, was mich manchmal stört, aber es gibt auch viele starke ruhige Momente ("Deep Blue"!). Den Titelsong "Holy Land" habe ich 2008 live in Hannover gehört - beim einzigen Andre Matos-Solo-Gig in Deutschland ever. Vor 20 Nasen im Plattenladen, akustisch mit Gitarre, Melodika und natürlich dem einmaligen Gesang. Das war Gänsehaut pur! Mit "Z.I.T.O." gibt's gegen Ende einen weiteren Speed-Kracher, der furios alles plattmachte - also ganz klar ein Punkt für Brasilien, zumal ich das riesige Ausklapp-Inlay mit der ellenlange Dankesliste sehr mag.
GAMMA RAY - waren mit "Sigh No More" und "Insanity & Genius" aus dem HELLOWEEN-Schatten herausgetreten, nicht immer überzeugend, aber an sehr vielen Stellen kreativ, gar wagemutig und mit Songs, die jeweils ihren eigenen Charakter hatten. Für Fans der frühen HELLOWEEN war die Ankündigung der Scheepers-Trennung Grund zur Vorfreude. Am Ende wurde "Land of the Free" aber kein Back-to-the-Roots-Traum. Es wurde eine ganz normale Melodic Speed Metal-Scheibe. Die "Hits" der Platte wissen durchaus zu gefallen, aber als Album, als Konzeptalbum noch dazu (ist doch eins, oder?), gab es viel zu viel Füllmaterial. Gastauftritte von Hansi Kürsch und Michael Kiske blieben weit hinter den (gigantischen) Erwartungen zurück. Kai Hansen machte den Gesangsjob erfreulich gut. Doch die Epik des Openers war mit immer viel zu kontrolliert. Und die Geschwindigkeit von "Man on a Mission" wirkt auf mich einfach übertrieben. BLIND GUARDIAN konnten bei so einem Tempo noch Magie und Dynamik entwickeln. Viele der Songs kann ich beim besten Willen nicht aus dem Stehgreif summen, eigentlich ist da nur "Gods of Deliverance" mit einem ganz ordentlichen Refrain im Gedächtnis geblieben. Ergo: kein Punkt in dieser Runde.